Kleingarten-Kita Blaupause

Die Kleingarten-Kita ist ein Kindergarten und ein Hort mit 15 bis 35 Kindern pro Anlage. Die Idee steht in vollem Einklang mit den Prinzipien des Kleingartenwesens. Es handelt sich nicht um ein Ausflugskonzept, sondern um eine voll integrierte Kita im Kleingarten, eine Art Waldkindergarten im Kleingarten.

Die mit einer Vielzahl von Expert*innen erstellte Blaupause, beantwortet alle wesentlichen baurechtlichen, vereinsrechtlichen und pädagogischen Fragen. Ein nächster Schritt ist die konkrete Umsetzung des Konzeptes vor Ort.


Altersstruktur

Die Kleingarten-Kita ist eine neue Idee, die sich erst etablieren muss. In der Pilotphase wird zunächst eine Betreuung im regulären Kindergartenalter von 3-6 Jahren angestrebt. Wenn sich alle Beteiligten an das Konzept gewöhnt haben, kann das Alter herabgesetzt werden. Wir wollen auch den jüngeren Kindern ein Angebot machen. Somit können Eltern frei entscheiden, ob sie eine naturnahe Betreuung und Bildung vorziehen und nutzen möchten. Ein späterer Wechsel des Kindergartens wirft für die Beteiligten Fragen der Logistik und der Eingewöhnung auf. Zumindest ist es eine Mühe mehr, die wir gerne vermieden sähen. 

Für die Kleingarten-Kita und ihr pädagogisches Angebot hat der Hort zusätzliche Vorteile. Hier begegnen sich verschiedene Altersklassen und Generationen auf Augenhöhe. Die Anbauplanung und die gärtnerische Umsetzung ist mit älteren Kindern effektiver umsetzbar und basiert auf selbständiger Beteiligung und partnerschaftlicher Selbstorganisation. 

Ältere Kinder sind Rollenvorbilder, an denen sich die Jüngeren orientieren können. Jüngere Kinder können dadurch früher an gemeinschaftlichen Entscheidungsprozessen beteiligt werden und Ältere können in verantwortliche Rollen der Selbstorganisation wachsen. Kinder unterschiedlichen Alters können empathischen und rücksichtsvollen Umgang aneinander lernen und somit stark voneinander profitieren. Alle Kinder erfahren in besonderem Maße Selbstwirksamkeit bei den täglichen Aktivitäten. 

  • Für Kinder unter 3 Jahren werden zusätzliches Personal und zusätzliche Ausstattung benötigt. Das ist in den Gesetzgebungen der Länder zum Betrieb von Kindertagesstätten geregelt und gilt also auch für die Kleingarten-Kita. Aus unserer Sicht ist eine separate beheizbare Laube oder ein separater Raum im Vereinsheim eine wichtige Voraussetzung für die Betreuung kleinerer Kinder. Genauso wichtig: ein ruhigeres, abgetrenntes Areal auf der Parzelle. Unter Berücksichtigung dieser grundsätzlichen Erwägungen sollte eine Betreuung von Kindern ab 2 Jahren möglich sein.

  • Ein Kleingarten-Hort für Schulkinder im Alter zwischen 6 und 14 Jahren soll das Betreuungsangebot der Kleingarten-Kita ergänzen. Dies ist eine besondere Herausforderung, jedoch auch eine große Chance. Schulkinder, die den Kleingarten-Hort besuchen, sind wahrscheinlich hauptsächlich ehemalige Kleingarten-Kita-Kinder, Kinder oder Enkel von Mitglieder*innen des Kleingartenvereins. Sie haben den Jahreslauf in der Kleingarten-Kita bereits miterlebt oder die gärtnerische Lebensrealität über Eltern oder Großeltern intensiv kennengelernt. Die Struktur ist ihnen vertraut. 


Generationsübergreifendes Betreuungskonzept

Kleingartenanlagen sind ein Schmelztiegel unterschiedlicher sozialer, kultureller und geografischer Herkünfte. Diese Vielfalt ist ein Bildungspotenzial, welches wir in der Kleingarten-Kita aktiv bündeln möchten.

Die Kleingarten-Kita steht nicht isoliert in der Kleingartenanlage. Sie soll sich dem sozialen Leben und dem Gemeinwesen im Kleingartenverein öffnen und aktiv dazu beitragen. Deshalb sollen Mitglieder unbedingt in die Kleingarten-Kita eingebunden werden. Eltern, die bereits Mitglieder im Kleingartenverein sind könnten erste Ansprechpartner*innen für die Kleingarten-Kita sein. Haben diese Kinder im Alter von 1,5 bis 14 Jahren, könnten sie diese in die Kleingarten-Kita bzw. den Kleingarten-Hort geben. Ein internes Ausflugskonzept auf dem Gelände des Kleingartenvereins, ermöglicht außerdem einen direkten Kontakt zu älteren Semestern.

  • Die Kleingarten-Kita deckt alle Bildungsaufgaben ab, die auch in herkömmlichen Kindergärten behandelt werden. Der Unterschied liegt in der Vermittlung. Einige der wichtigsten Werte, die wir unseren Kindern mit auf den Weg geben können, sind Umweltbewusstsein und Naturverbundenheit. Das ist der Schwerpunkt, den wir uns setzen. Kinder, die die Schönheit der Natur zu allen Jahreszeiten erlebt haben, verstehen, warum wir sie bewahren müssen. Kinder, die gesehen haben, wie der Garten erblüht, wissen warum wir das Sterben der Bienen verhindern müssen. Kinder, die selbst erlebt haben, wie viel Zuwendung eine Tomate braucht, bis sie auf ihrem Teller landet, gehen verantwortungsbewusst mit Lebensmitteln um.

    Die Kleingarten-Kita verankert die Bedeutung der Natur tief im Verständnis der Kinder. Diese wachsen zu zukünftigen Entscheidungsträger*innen unserer Gesellschaft heran und können auf dieser Grundlage einen wirksamen Beitrag zum Natur- und Klimaschutz leisten. 

  • Das Betreuungskonzept sieht vor, dass sich alle Kinder hauptsächlich im Freien aufhalten. Durch den ganztägigen Aufenthalt der Kinder im Freien können die Kinder ihren natürlichen Bewegungsdrang ausleben und prägende Sinneserfahrungen sammeln. Die Folge: physisch und seelisch gesündere, ausgeglichenere Kinder mit gestärktem Selbstvertrauen. Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass die Kinder lernen mit der Natur und den Jahreszeiten zu leben und ein tiefes Verständnis für ihre Umwelt entwickeln.

    Solange die Wetterlage es zulässt, wird also draußen gespielt, gekocht, gegessen und gegärtnert. Bei widrigen Wetterverhältnissen dienen Lauben oder das Vereinsheim als Unterschlupf. Für den Mittagsschlaf stehen den Kindern geschützte Schlafmöglichkeiten zur Verfügung. Auch diese können sich entweder in den Lauben oder im Vereinsheim befinden. Überdies besteht im Sommer die Möglichkeit, den Mittagsschlaf nach draußen zu verlagern.

  • Anders als zum Beispiel ein Waldkindergarten sieht die Kleingarten-Kita eine ganztägige Betreuung der Kinder vor. Eltern, die ihre Kinder in die Kleingarten-Kita geben, können also einer Vollzeitbeschäftigung nachgehen, ohne sich den Kopf über die nachmittägliche Betreuung ihrer Kinder zu zerbrechen. Die Hauptbetreuungszeit beginnt 7:30 Uhr und endet 16:30 Uhr. Darüber hinaus können die Öffnungszeiten an den jeweils aktuellen Bedarf der Eltern angepasst werden.

  • Alle Menschen haben das Recht auf Entwicklung und Teilhabe an der Gemeinschaft. Dafür werden Rahmenbedingungen so gestaltet, dass alle Kinder entsprechend ihrer individuellen Voraussetzungen gleiche Bildungschancen haben. Zur Teilhabe zählt auch ein Recht auf aktive Beteiligung an allen Entscheidungen, die die Kinder betreffen. Die Natur bietet dabei Raum für selbstständiges, freies Spiel, in dem sich das wachsende, entdeckende und nachahmende Kind allein und in Gemeinschaft bewegen und erleben kann. 

    Gerade für Kinder mit Beeinträchtigungen bieten Kleingarten-Kita und Natur ideale Möglichkeiten, sich gut zu entwickeln. Die Natur bietet die Möglichkeit, vielfältige Erfahrungen über die Sinne zu sammeln. Fühlen und Spüren (Struktur, Oberflächen, Wärme, Kälte, Nässe, ...) sind vom Kopf bis in die Fußspitzen möglich. Alle Sinnesorgane werden in der Auseinandersetzung mit der Natur angesprochen. Das verschafft den Kindern ein großes Repertoire an zentralen Primärerfahrungen. Für uns ist es folglich richtig, sogenannte „Integrationsplätze“ für Kinder mit Behinderungen in einer Kleingarten-Kita anzubieten. 

Die Kleingarten-Kita profitiert somit von der Gemeinschaft und der Vielfalt der Kleingartenanlage. Das Bildungsangebot wird durch andere Parzellen, mit unterschiedlicher Bepflanzung und Kompetenzen der Pächter*innen bereichert. Das Ziel ist die Kinder und Kleingärtner*innen zusammen zu bringen. Es wird eine lebendige Gemeinschaft geschaffen, mit gegenseitiger Bereicherung und Unterstützung. Jung und Alt kommen zusammen, lernen und profitieren voneinander. Der Vorschlag ist hierbei, dass einige Vereinsmitglieder bis zu zehnmal im Jahr zu Gastgeber*innen für Kleingruppen von 5-8 Kindern auf ihren eigenen Parzellen werden. Diese Quote ist gut erreichbar, da viele der Eltern selbst Mitglieder sein werden.  Diese geplanten etwa 150 Ausflüge pro Jahr führen zusätzlich zu einer Entlastung der Basisparzelle. Der wesentliche Vorteil des direkten Einbezugs der Eltern und Pächter*innen ist der Kontakt untereinander. Mit diesem Ausflugskonzept entsteht Kontakt zu rund 25 bis 35 Prozent aller Pächter*innen, der leicht eine verlässliche ergänzende Laien- und Randzeitenbetreuung ermöglicht.

Vereinsmitglieder in der Kleingarten-Kita könnten über ihr Engagement in einem zusätzlichen Betätigungsfeld die obligatorischen Gemeinschaftsstunden erbringen. Die Verknüpfung mit der Schule und dem Nahumfeld ist für den Kleingarten-Hort ebenfalls wichtig. Hierbei sollte eine enge Zusammenarbeit und Absprache beider Lebensbereiche entstehen. So könnten beispielsweise Ausflüge von der Schule in die Kleingartenanlage stattfinden, um auch andere Kinder an das naturnahe Konzept heranzuführen. Abrunden könnte dieses Konzept die Zusammenarbeit mit Seniorenresidenzen und Seniorenheimen. Dort könnten die Kinder ihre Ernteerfolge vorbeibringen, mit den Bewohner*innen in Kontakt kommen und von ihnen Tipps bekommen. Von diesem generationsübergreifenden Konzept würden alle Seiten profitieren. Das Ausflugskonzept innerhalb der Kleingartenanlage würde somit durch ein Konzept außerhalb ergänzt werden und den Erfahrungshorizont der Kinder stark erweitern. 


Räumlich strukturelle Analyse der Kleingartenanlagen 

Ein Kleingarten ist eingezäuntes Land, das als Garten genutzt wird. Es ist laut § 1 Abs.1.2 Bundeskleingartengesetz ein Garten, der „in einer Anlage liegt, in der mehrere Einzelgärten mit gemeinschaftlichen Einrichtungen, zum Beispiel Wegen, Spielflächen und Vereinshäusern, zusammengefasst sind“.

Kleingartenanlagen sind unterschiedlich gewachsen oder wurden im Rahmen einer Gesamtkonzeption entworfen und gebaut. Daraus ergeben sich unterschiedliche Organisationsformen. Diese Voraussetzungen zu betrachten, ist wichtiger Bestandteil der räumlichen Planung einer Kleingarten-Kita. Die Form und die Ausstattung der Kleingartenanlage gibt entscheidend vor, welches Szenario der Kleingarten-Kita realisierbar ist.

Kleingartenkolonien sind in ihren Anfängen häufig ohne Gesamtkonzeption gewachsen. Entstanden sind beliebig zusammengesetzte Gärten, die kein gerichtetes Wegesystem aufweisen. Es gibt häufig keine Gemeinschaftsbereiche und keine baulichen Gemeinschaftsstrukturen wie Vereinsheime.

Die Entstehung erster Kleingartenflächen in Sachsen war von großer Bedeutung, da der Gedanke der Kleingartenanlagen zum ersten Mal einer Gesamtkonzeption folgte. Charakteristisch dafür war ein Kinderspielplatz im Zentrum, der von Beeten umrahmt war. Die Idee eines Gemeinschaftsbereichs im Zentrum war im Laufe der Geschichte Anlass, willkürlich gewachsene Anlagen gestalterisch aufzuwerten. Darüber hinaus wurden neue formale Gärten im Zuge geplanter Stadterweiterungen entworfen. Diese sollten die Volkspark- und Kleingartenidee vereinen.

Daraus entstanden Dauerkleingartenanlagen mit einer gestalterischen Gesamtkonzeption von aneinander gereihten Einzelgärten. Die Gärten bestanden in der Regel aus einer Laube, die als Lager- oder Aufenthaltsraum genutzt wurden und Anbau- und Wiesenflächen. Diese wurden häufig über eine klare Wegestruktur, mit orthogonalem radialem oder ringförmigem Raster und Gemeinschaftsflächen miteinander verbunden. In diesem Zuge entstanden in vielen Kleingartenanlagen auch bauliche Anlagen die als Treffpunkt für die Vereinsgemeinschaft gedacht waren. Die Vereinshäuser befinden sich in der Regel im Zentrum der Anlagen.


Szenarien der Kleingarten-Kita

Besonderheiten Kleingarten-Hort

  • Ein mögliches Szenario ist eine große Gartenparzelle mit Lauben. Wir planen, dass 15-25 Kinder auf einer Parzelle von 350 bis 500 m2 betreut werden können. Das entspricht ungefähr der Fläche eines Basketballfeldes. In der Regel sind die Parzellen in Kleingartenanlagen kleiner. Je nach Kleingartenordnung müssten dafür zwei bis drei Parzellen zusammengelegt werden. Rund die Hälfte des Bereichs ist als Anbaufläche zur Selbstversorgung eingeplant. In vielen Kleingartenvereinen sind zusätzlich Spielplätze und/oder weitere Freiflächen vorhanden. Diese können von der Kleingarten-Kita mitgenutzt werden.  Auf jeder Gartenparzelle kann eine bis zu 24 m2 große Laube errichtet werden. Anzahl und Größe der Lauben richtet sich nach der Gruppengröße der Kinder und nach der Verfügbarkeit von Räumlichkeiten im zentralen Vereinsheim. Für eine Gruppe von 15 bis 20 Kinder sollten zwei bis drei Lauben, mit einer Gesamtfläche von ca. 70 m2 zur Verfügung stehen. So könnte eine Kleingarten-Kita den rechtlich bindenden Flächenbedarf pro Kind von 2,5 m2, der für eine Ganztagesbetreuung benötigt wird, bereitstellen. Um ein ausgewogenes Verhältnis von Kleingärtner*innen und Kindern zu gewähr-leisten, rechnen wir mit einer Kita-Gruppe je 100 bis 150 Parzellen, wobei nie mehr als drei Gruppen in einem Kleingartenverein betreut werden sollen. Die Betreuung von mehr als drei Gruppen würde die Flächen zu intensiv beanspruchen und wäre damit nicht im Sinne einer nachhaltigen Nutzung der Natur. Daraus ergibt sich eine ungefähre Anzahl von 15 bis 75 Kindern pro Anlage.

  • In einigen Kleingartenanlagen gibt es Vereinsheime, die nicht ausgelastet sind. Oft würden sie sich mit wenigen Umbauten nicht nur von den Kleingärtner*innen, sondern auch von den Kindern nutzen lassen. Das Vereinsheim könnte den Gruppen als Unterschlupf für extreme Wetterbedingungen zur Verfügung stehen. Zusätzliche Räumlichkeiten in den Vereinsheimen ermöglichen eine unkomplizierte Ergänzung des Kindergartenbereiches um eine Betreuung von Kindern im Krippenalter. Für Kinder mit Inklusionsbedarf könnte hier ebenso Raum für unterschiedlichste Bedarfe geschaffen werden. Der Vereinsarbeit in den Kleingartenanlagen steht die Doppelnutzung des Vereinsheimes nicht im Wege. Die Nutzung durch den Kindergarten erfolgt in der Regel bis maximal nachmittags. Veranstaltungen der Kleingartenvereine können in gewohnter Weise in den Abendstunden stattfinden. Mit dieser Doppelnutzung meinen wir die Nutzung des Erdgeschosses des Vereinsheims mit eingebauten Schiebetüren und abschließbaren Fächern durch die Kita. Dabei bleibt im zweiten Stock Platz für die Räumlichkeiten des Vorstandes des Kleingartenvereins. Bei typischen Vereinshäusern sind ein bis zwei Gruppenräume mit Küche und separaten sanitären Anlagen sinnvoll. Dies hängt jedoch jeweils von der Größe des vorhandenen Vereinsheims ab. Wichtig dabei ist, die Bausubstanz zu erhalten und die äußere Gestalt des Gebäudes im Wesentlichen zu wahren. 

  • Als dritte Variante besteht die Möglichkeit bis zu zwei feste Kleingarten-Gruppen zu integrieren, die ihren Sitz in einer benachbarten Kita-Einrichtung haben. Die Gruppen halten sich täglich draußen auf ihren Basisparzellen in der Kleingartenanlage auf. Feste Gruppen sind dabei wichtig, da der Bewegungsdrang von Kindern, die in der Regel nicht ganztägig draußen sind, zu hoch wäre. Außerdem hätten Kinder, die die Kleingartenanlage nur besuchen, eventuell ein zu geringes Gespür für die viele in die Pflanzen und Beete eingeflossene Arbeit und Pflege. Auch gegenüber den Belangen der anderen Pächter*innen könnte dies zu fehlender Rücksichtnahme führen. 

  • Zeitgemäße Hortpädagogik orientiert sich nicht nur an der Zukunft der Kinder und leitet daraus Erziehungs- und Bildungsziele ab, sie orientiert sich insbesondere an den gegenwärtigen Bedürfnissen der Kinder und den notwendigen Kompetenzen zur Bewältigung der anstehenden Entwicklungsaufgaben.

    Das Profil des Hortes in der Kleingarten-Kita bildet Umweltbildung und Umweltkompetenz. „Umweltkompetenz ist die Fähigkeit mit den natürlichen Lebensgrundlagen schonend und rücksichtsvoll in Bezug auf nachfolgende Generationen umzugehen. […] Es geht darum, Konflikte zu analysieren, Lösungsvorschläge abzuwägen, Kompromisse und Perspektiven zu konzipieren und diese in Handlungen umzusetzen.

    Die Forderungen schließen die Reflexion des persönlichen Lebensstils mit ein. Umweltbildung erfordert die Auseinandersetzung mit individuellen Wertmaßstäben, die das eigene Handeln prägen.“ „Hortfachkräfte unterstützen die Kinder bei der Aufgabe ihre eigene Welt aktiv mitzugestalten“ und vermitteln die dazu erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten. In der pädagogischen Konzeption der Kleingarten-Kita wird dieses Thema ausführlich behandelt.

  • Für den Kleingarten-Hort gibt es zwei denkbare Szenarien. Die Kinder im Hort könnten eine eigene Parzelle nutzen. Diese würde erst ab Mittag nutzbar, dafür aber den gesamten Nachmittag. Die Fläche könnte am Vormittag von den Kindergarten-Kindern genutzt werden. Auf der Parzelle müsste ein Bereich geschaffen werden, in dem Hausaufgaben gemacht werden können. Dazu könnte die Laube und umliegende Bereich, aber auch die gesamte Parzelle genutzt werden (transportable Sitzbänke und Tische o. Ä.)

    Alternativ könnte eine „Familiengruppe” entstehen. Die Kindergartenparzelle wird ganztägig genutzt und beherbergt eine Gruppe aus Kindergarten- und Hortkindern. Auch hier müssen Möglichkeiten für die Erledigung der Hausaufgaben geschaffen werden. Findet dies auf der Parzelle statt, grenzt das den durch die Kindergarten-Kinder bespielbaren Bereich merklich ein. Die Erledigung der Hausaufgaben bedarf eines sensiblen Umgangs. Eine Alternative für einen Hausaufgabenraum könnte ein Raum im Vereinsheim sein.  Uns ist ein selbstorganisierter Umgang der Kinder mit ihren schulischen Aufgaben wichtig. Mit den

  • Aufgrund ihres Alters und ihrer Reife haben Hortkinder Bedürfnisse und Kompetenzen, die über die der Kindergartenkinder hinaus gehen. Diese müssen entsprechend erfüllt und gestillt werden.  Hier ist u. a. dem größeren Bewegungsdrang sowie dem größeren Aktionsradius der Hortkinder Rechnung zu tragen – innerhalb und auch außerhalb der Kleingartenanlage. Dafür bieten viele Kleingartenanlage sehr gute Möglichkeiten etwa mit einer Festwiese, dem Wegenetz und einem verfügbaren Spielplatz in der Anlage. Hortkinder sind oft schon größer und kräftiger als Kindergartenkinder. Sie sind daher auch in der Lage körperlich schwierigere Aufgaben, im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu erledigen. Sie werden gemäß ihrem Alter in anspruchsvollere Aufgaben integriert.

    Die Fähigkeit, selbständig zu lesen erweitert den Aufgabenbereich bedeutend. Dazu gehören das selbsttätige Beackern und Beernten der Beete auf der Parzelle. Das geerntete Obst, Gemüse oder diverse Kräuter können nach Absprache und mit Unterstützung und Begleitung der Hortfachkräfte selbsttätig verarbeitet werden. Die Kinder können aus Schnittblumen zum Beispiel floristische Dekorationen herstellen. In einer Kräuterwerkstatt könnten Gewürze, Öle oder Duftsäckchen entstehen. Cremes, Seifen und Pflegeprodukte könnten aus ausgewählten Pflanzen und Naturprodukten hergestellt werden. Diese Produkte könnten Abnehmer*innen in der Kleingartenanlage oder im Elternkreis finden.  Hortkinder sind in der Lage eigenständig, unter der Einhaltung geltender Hygienemaßnahmen Speisen und Getränke aus den Produkten des Gartens zuzubereiten. Dabei können Kinder die erforderlichen Gar- und Zubereitungsmethoden erlernen und anwenden.  Auf der Parzelle anfallende Tätigkeiten könnten die Hortkinder mit Unterstützung und unter Anleitung der Pädagog*innen übernehmen. Hochbeete können mit wenig Unterstützung gebaut werden. Da die Kindergartenkinder den Bereich des Hortes ebenfalls nutzen, können sie an den Bauten der Hortkinder teilhaben. Teilweise können derartige Vorhaben auch in Kooperation mit den Kindergartenkindern entstehen.  Unter Aufsicht lernen die Hortkinder ein richtiges Lagerfeuer (Feuerschale) herzurichten und unter Beachtung aller Vorsichtsmaßnahmen auch zu entzünden. Hier ist die Kleingartenordnung zu beachten. In den Ferien gibt es ein tägliches Ferienprogramm. In gesonderten Projekten können die Kinder vielfältige Bereiche der Kleingartenanlage besser kennen lernen und die Kontakte zu anderen Kleingärtner*innen vertiefen.

Kleingarten-Kita mit Lauben

Dieses Szenario ist unter verschiedenen Gesichtspunkten zu präferieren.

Die ideelle Zielsetzung der Kleingarten-Kita ist die Vermittlung von Naturkreisläufen. Das passiert draußen. Daher ist unser Hauptszenario eine Gruppenstruktur auf Parzellen mit zweckmäßigen Lauben.

Diese räumliche Organisationsform bietet hohe Flexibilität in der Anwendung. Mit dem Entwurf modular anzupassender Lauben lässt sich der Bau der Kitaräumlichkeiten
in ökologischer, ökonomischer und zeitlicher Hinsicht optimieren. Dabei ist nicht entscheidend, ob die Kleingartenanlage ein Vereinsheim hat oder ob sonstige Gemeinschaftsflächen vorhanden sind.

Für eine Ganztagsbetreuung in einer Kleingarten-Kita bedarf es nicht zwingend eines Vereinshauses. Die Raumanforderungen von 2,5 m2 je Kindergarten- und Hortkind für eine Gruppenstärke von ca. 15 Kindern lassen sich in zwei bis drei Lauben organisieren.

Sollte eine Gruppe für Kinder im Krippenalter integriert werden, ist es von Vorteil vorhandene Räumlichkeiten eines Vereinshauses nutzen zu können. In diesem Fall werden höhere Anforderungen an den sanitären Bereich, sowie die Aufenthalts- und Ruheräume gestellt. Diese sind nicht durch die alleinige Nutzung der Lauben zu erfüllen.

Die Planung der Entwürfe erfolgte i. d. R. unter der Annahme, dass nur Lauben als Baulichkeiten genutzt werden. Diese Ausgangssituation bringt große bauliche und architektonische Herausforderungen mit sich, ermöglicht jedoch eine Umsetzung der Kleingarten-Kita in allen Kleingartenanlagen.

Kleingarten-Kita mit Vereinshaus

Dieses Szenario empfiehlt sich, wo bestehende Vereinsheime nicht vollständig genutzt sind, oder Doppelnutzungen sinnvoll sind.

Bei der Mitnutzung eines vorhandenen Vereinshauses kann die Fläche der Lauben reduziert werden. Diese sollten dann nur die Funktionen erfüllen, die an die Parzelle gebunden sind. So könnte beispielsweise die Essenszubereitung oder ein Raum für die Mittagspause auch in das Vereinsheim integriert werden. Darüber hinaus kann es bei widrigen Witterungsverhältnissen als Aufenthaltsraum genutzt werden.

Wichtig ist, dass eine Nutzbarkeit durch den Verein erhalten bleibt. Oft ist ein großer multifunktional genutzter Gastraum vorhanden. Um einfach unterschiedliche Nutzungen unterzubringen, könnten Schiebetüren oder auf Schienen bewegbare Wandelemente genutzt werden. Ebenso könnten Schranksysteme verwendet werden, um das Inventar des Kindergartens ohne Aufwand zu verstauen. Somit könnte der Raum uneingeschränkt für alle bisherigen Aktivitäten weiter genutzt werden. Ohnehin werden sich Öffnungszeiten der Kita und eine Nutzung durch den Verein selten überschneiden. Eine Nutzung des Vereinshauses durch den Kindergarten kann ausschließlich im Erdgeschoss stattfinden. Die brandschutztechnischen Voraussetzungen für den Betrieb des Kindergartens im Obergeschoss können in Kleingartenanlagen in den seltensten Fällen hergestellt werden.  

Hier gilt es abzuwägen, in welchem Verhältnis der Neubau von zwei bis drei Lauben zu dem Umbau vorhandener Bausubstanz steht. Letztere gilt es in jedem Fall zu erhalten und die äußere Gestalt der Gebäude im Wesentlichen zu wahren. Kleingartenanlagen sind in der Regel planungsrechtlich Außenbereiche, in denen Bauvorhaben einer strengen Prüfung unterliegen.

Bei diesem Szenario ist mit einem umfangreicheren Planungs- und Bauaufwand und höheren Kosten zu rechnen. Dafür kann es keinen standardisierten und modular abzuwandelnden Entwurf geben. Die Baumaßnahmen müssen in genauer und vollständiger Analyse der Gegebenheiten vor Ort erfolgen.

Jedoch kann mit einem umgebauten Vereinsheim eine Kleingarten-Kita auch bei mittlerer Vereinsgröße auf bis zu 75 Kindern anwachsen. Das kann im Sinne von Bedarfen oder finanzieller Machbarkeit wünschenswert sein.

Benachbarte Kita mit Kleingarten-Gruppen

Dieses Szenario führt baurechtlich und aufsichtsrechtlich zu erheblichen Vereinfachungen, ist aber nicht unser Wunschszenario. Wir wollen „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ in den Mittelpunkt stellen. Dafür sollten die Kinder ganztägig die Möglichkeit haben, die Abläufe im Garten zu begleiten, sich in der Natur aufzuhalten und diese in all ihren Facetten spielend zu erfahren. Darüber hinaus ist es unser Anliegen den Sozialraum Kleingartenverein mit seiner Infrastruktur generationsübergreifend nutzbar zu machen und damit den Bestand zukünftig zu sichern. Diese Ziele lassen sich am besten in einem integrierten Kleingarten-Kita-Konzept erreichen.


Bildungsbereiche und Basiskompetenzen

Auf der Grundlage der verschiedenen Bildungsbereiche und Basiskompetenzen in ganz Deutschland haben wir  einen jahreszeitlichen Rahmen für die frühkindliche Bildung in der Kleingarten-Kita entworfen. 

Diese grundlegenden Ideen zur Umsetzung der Bildungsbereiche in einer Kleingarten-Kita verknüpfen wir in einem nächsten Schritt mit Basiskompetenzen und Schlüsselprozessen. Wir schaffen damit einen Rahmen für einen systematischen Bildungsplan. Die örtliche Umsetzung ist selbstverständlich offen bzw. in die vorhandenen pädagogischen Konzepte einzubinden.

Unsere Darstellung des jahreszeitlichen Verlaufes ist nicht abschließend. Schließlich wird nicht nur im Frühjahr gesät. Uns geht es um eine exemplarische, aber systematische Herangehensweise. Andere Herangehensweisen, etwa über unterschiedliche Lebensräume für Tiere und Pflanzen, sind ebenfalls denkbar. 

    • Werteorientierung und Religiosität z. B. aus etwas Kleinem entsteht etwas Großes, etwas Neues

    • Emotionalität, soziale Beziehungen und Konflikte: Welche Pflanzen vertragen sich gut miteinander, sind gute Nachbarn, profitieren voneinander und warum?

    • Sprache und Literacy: Bücher zum Thema anschauen, vorlesen; Fachbücher, dadurch Fachbegriffe lernen; Austausch mit anderen Schrebergärtner*innen; über das Säen und Wachsen philosophieren

    • Informations- und Kommunikationstechnik, Medien: tägliche Dokumentation des Wachsens durch Kamera, Video o. Ä. 

    • Mathematik: Messen von Tiefe und Abständen; rechnen, wie viel Platz benötigt wird

    • Naturwissenschaften und Technik: „Nur, wenn ich den Samen bewässere, Unkraut entferne, genügend Licht und Wärme vorhanden ist, entwickelt er sich.“ – Experimente mit Schatten- und Sonnenplätzen sowie Schatten- und Sonnengewächsen

    • Umwelt: Was entsteht aus dem Samen? 

    • Ästhetik, Kunst und Kultur: Dokumentieren durch Malen/Zeichnen von Entwicklung; Anbau in verschiedenen Kulturen

    • Musik: Lieder zum Samenkorn und seiner Entwicklung; das Samenkorn und seine Entwicklung vertonen

    • Bewegung, Rhythmik, Tanz und Sport: Entwicklung darstellen

    • Gesundheit: Ziel: später etwas Gesundes auf dem Teller haben

    • Partizipation

    • Ko-konstruktion

    • Selbstwertgefühl: „Ich habe selbst etwas eingesät und es wächst!“

      Autonomieerleben/Kompetenzerleben/Selbstwirksamkeit: „Es wächst, weil ich mich darum kümmere.“ 

    • differenzierte Wahrnehmung: „Im Schatten/bei zu wenig Wärme entwickelt sich mein Saatgut nicht so gut wie in der Sonne mit Wärme.“

      Problemlösungsfähigkeit: „Was kann ich tun, wenn meine Pflanze von einem Schädling befallen wurde?“ 

    • Übernahme von Verantwortung für Gesundheit und körperliches Wohlbefinden: Auch bei Schmuddelwetter muss die Pflanze versorgt werden. „Ich gehe wettergerecht angezogen nach draußen und im Anschluss sorge ich für mich und begebe mich an einen warmen Ort.“ 

    • Grob- und feinmotorische Kompetenzen: „Beim Aussäen muss ein für das Saatgut entsprechendes Loch ausgehoben werden und dann nehme ich ein Saatkorn und gebe es hinein.“ 

    • Gute Beziehungen zu Erwachsenen und Kindern: „Gemeinsam schaffen wir das Säen und pflegen.“ 

      Kommunikationsfähigkeit: sprachliches Begleiten des Säens und von allem, was damit zusammenhängt

    • Kooperationsfähigkeit: „Ich helfe einem anderen Kind und Kinder helfen mir bei Schwierigkeiten oder Fragen.“ 

    • Sensibilität für und Achtung von Andersartigkeit und Anderssein: "Es ist schön, wenn etwas wächst. Es muss bei mir nicht genauso aussehen, wie bei einem anderen Kind.“ 

    • Verantwortung für das eigene Handeln: „Ich muss mich kümmern. Tue ich es nicht, gedeiht die Pflanze nicht und ich bin selbst dafür verantwortlich.“

    • Werteorientierung und Religiosität: Staunen über das Geschenk des Lebendigen, des Wachstums der Pflanzen – Motiv oder Sinn für die Arbeit finden 

    • Emotionalität, soziale Beziehungen und Konflikte: „Ich kümmere mich um das Leben einer Pflanze und baue eine Beziehung zu ihr auf. Beim Gießdienst teile ich mir die Verantwortung mit anderen Kindern. Wir haben ein gemeinsames Ziel.“ 

    • Sprache und Literacy: "Sprechen Pflanzen eine Sprache? Wer versteht sie? Verstehen wir ihre Mimik/Gestik?“ 

    • Informations- und Kommunikationstechnik, Medien: ein Interview für die Gemeindezeitschrift geben 

    • Mathematik: „Wie viel Wasser passt in die Gießkanne? Wie voll mache ich sie, damit ich sie noch gut tragen kann? Wie viel Beetfläche kann ich damit ungefähr gießen?“ 

    • Naturwissenschaften und Technik: "Wie viele Tage vergehen, bis der Samen aus der Erde schaut/die ersten Blätter dran sind/ersten Blüten etc.?“ – durch die veränderten Schatten auf den Beeten 

    • Veränderung des Sonnenstandes im Vergleich zum Frühling erkennen 

    • Umwelt: Was tut der Pflanze gut? Was braucht sie? Woher kommen die Nährstoffe? Womit kann man düngen? Wann helfen Unkräuter als Bodenbedeckung, um das Beet feucht zu halten, wenn die Pflanze schon größer ist? 

    • Ästhetik, Kunst und Kultur: feine Farbunterschiede verschiedener Pflanzen wahrnehmen (verschiedene Grüntöne) 

    • Musik: Gartengeräte als Instrumente entdecken 

    • Bewegung, Rhythmik, Tanz und Sport: Feinmotorik beim Unkrautjäten üben 

    • Gesundheit: Was tun, wenn Krankheit bei einer Pflanze auftritt? – Apotheke aus der Natur

    • Selbstwertgefühl: „Auch wenn meine Pflanze nicht so gut gedeiht, oder ich etwas ‚falsch‘ mache erhalte ich eine wertschätzende Rückmeldung von den anderen.“ 

    • Kompetenzerleben: „Ich wende mein Wissen an und gieße nicht zu viel oder zu wenig.“ 

    • Denkfähigkeit: „Ich lerne die Wassermenge richtig einzuschätzen 

    • Grob- und feinmotorische Kompetenzen: „Ich kann die schwere Gießkanne immer leichter tragen. Das Zielen mit dem Wasserstrahl gelingt mir immer besser.“ 

    • Fähigkeit zur Regulierung von körperlicher Anspannung: „Dabei muss ich mich an-strengen/konzentrieren.“ 

    • Solidarität: "Wir unterstützen uns gegenseitig beim Gießen oder Jäten, wenn der andere nicht mehr kann oder wegen Krankheit längere Zeit fehlt.“ 

    • Empathie und Perspektivenübernahme: „Ich bin der Überzeugung, dass ich öfter Unkraut jäte als die anderen, und es macht mir nicht immer Spaß.“ – Meinungsaustausch mit anderen Kindern – „Ich verstehe unterschiedliche Perspektiven.“ 

    • Verantwortung für Umwelt und Natur: „Mit dem Gießwasser, das vorzugsweise aus der Regentonne kommt, gehe ich sorgsam um. Wir ermöglichen auch Insekten und Vögeln einen attraktiven Lebensraum in unserem Garten.“ 

    • Einbringen und Überdenken des eigenen Standpunkts: „Ich bin mir sicher, dass ich weiß, wie sich der Schatten auf den Beeten verändert. Durch einen Beweis lasse ich mich jedoch eines Besseren belehren.“ 

    • Resilienz: „Wie gehe ich damit um, wenn meine Pflanze nicht gut gedeiht? Finde ich Lösungen? Finde ich eine Motivation um die Herausforderung zu bewältigen?“

    • „Wir erfahren Hilfe und Verlässlichkeit, wenn Eltern über die Wochenenden oder Ferien zum Gießen einspringen.“

    • Werteorientierung und Religiosität: Dankbarkeit gegenüber den Pflanzen/der Ernte erfahren – Rituale erfinden oder kennenlernen z. B. Erntedankfest

    • Emotionalität, soziale Beziehungen und Konflikte: gemeinsam Freude über die Ernte erleben – Umgang mit Frustration/Trauer über Misserfolg bei der Ernte 

    • Sprache und Literacy: Gemüsetheaterstück, z. B. über das Leben im Schrebergarten 

    • Informations- und Kommunikationstechnik, Medien: Gemüse fotografieren und eine Ausstellung vorbereiten 

    • Mathematik: beim Schneiden von Gemüse geometrische Formen entdecken – Ernte wiegen 

    • Naturwissenschaften und Technik: Fragen der Kinder nachgehen, z. B. „Warum wird hartes Gemüse, wie Karotten, Kartoffeln weich, wenn man es kocht?“ Umwelt: Mit welcher Lebensgemeinschaft teilt sich die Pflanze den Erdboden? Sind Spuren der Lebewesen zu sehen? 

    • Ästhetik, Kunst und Kultur: eigene Gemüsefiguren malen oder plastisch formen Musik: zum Erntedankfest gemeinsam musizieren, um geteilte Freude darüber aus-zudrücken 

    • Bewegung, Rhythmik, Tanz und Sport: Ausdauer und Kraft beim Umgraben, z. B. bei der Kartoffelernte 

    • Gesundheit: den Geschmack des Gemüses erforschen – Eltern zum gemeinsamen Kochen/Gemüse-Essen einladen

    • Positive Selbstkonzepte: „Zusammen mit den anderen habe ich unseren Garten erfolgreich bewirtschaftet.“ 

    • Selbstregulation: „War ich erfolgreich beim Anbau, oder eher weniger?“ 

    • Differenzierte Wahrnehmung: den Unterschied zwischen den Gemüsesorten genau schmecken und riechen 

    • Grob- und feinmotorische Kompetenzen: bei der Ernte geschickt zupacken, um die Pflanze nicht zu verletzen 

    • Übernahme von Verantwortung für Gesundheit und körperliches Wohlbefinden: positive Einstellung gegenüber dem eigenen Gemüse, das selbst zubereitet wird 

    • Kooperationsfähigkeit: Beteiligung an der Planung des Erntedankfestes 

    • Konfliktmanagement: „Ich vermittle bei einem Streit zweier Kinder, die sich um die Gießkanne streiten.“ 

    • Unvoreingenommenheit: „Ich probiere auch die ungewohnt zubereitete Speise einer anderen Familie.“ 

    • Verantwortung anderen Menschen gegenüber: „Ich teile die Ernte meiner Pflanze mit den anderen Kindern, da wir eine Gruppe sind.“ 

    • Akzeptieren und Einhalten von Gesprächs- und Abstimmungsregeln: „Ich akzeptiere den Willen der Mehrheit bei der Planung des Festes.“ 

    • Lernen, wie man lernt: „Mit dem Ernten des Gemüses begreifen wir, dass wir unser Wissen erfolgreich eingesetzt haben.“ 

    • Resilienz: „Wie gehe ich mit einer schlechten Ernte um? Kann ich, wenn ich enttäuscht bin, Trost von anderen Kindern annehmen?“

    • Werteorientierung und Religiosität: über Sinn und Bedeutung des Kreislaufes der Pflanzen im Jahr nachdenken 

    • Emotionalität, soziale Beziehungen und Konflikte: „Wobei brauche ich nächstes Jahr mehr Unterstützung, was war schwierig für mich?“ 

    • Sprache und Literacy: Kleingruppengespräche über das Jahr 

    • Informations- und Kommunikationstechnik, Medien: Gemüse in der Werbung (Fernsehen, Plakate) anschauen und Aussehen mit unserem eigenen vergleichen 

    • Mathematik: den Anbau für nächstes Jahr planen. „Wovon soll mehr oder weniger angepflanzt werden?“ 

    • Naturwissenschaften und Technik: Hypothesen aufstellen („Was passiert, wenn ich den gleichen Samen im Winter säe?") und überprüfen. („Keimt er überhaupt? Oder ruht er, bis wann?“) 

    • Umwelt: Reflexion darüber, wie gut das Stück Land die Gruppe ernähren konnte 

    • Ästhetik, Kunst und Kultur: sich anhand der eigenen Gemüsefotos Gedanken über „Schönheit – Hässlichkeit“ machen 

    • Musik: in Ruhe einen Ausschnitt eines klassischen Musikstücks hören und mögliche Assoziationen im Schrebergarten finden 

    • Bewegung, Rhythmik, Tanz und Sport: einen Parcours durch den Schrebergarten erfinden 

    • Gesundheit: Entspannungsübungen anbieten und dabei Parallele zur Winterruhe einbauen

    • Positive Selbstkonzepte: „Wir sind alle verschieden/sehen unterschiedlich aus.“ – „Ich bin gut so wie ich bin.“ Neugier und individuelle Interessen: „Welcher Samen/Pflanze interessiert mich für das kommende Jahr?“ 

    • Fantasie und Kreativität: „Ich erfinde eine Geschichte über meine Pflanze und stelle sie künstlerisch dar.“ 

    • Fähigkeit zur Regulierung von körperlicher Anspannung: beim Hören von Musik Ent-spannung finden 

    • Kommunikationsfähigkeit: Beteiligung an Gesprächsrunden 

    • Moralische Urteilsbildung: „Ich erkenne an, dass wir die begrenzte Fläche des Schrebergartens für unsere Anliegen gerecht aufteilen.“ 

    • Verantwortung für Umwelt und Natur: „Wir wollen auch den kleineren Lebewesen einen ungestörten Platz für die Winterruhe ermöglichen.“ – Unterschlupfmöglichkeiten 

    • Einbringen und Überdenken des eigenen Standpunkts: Beteiligung an der Planung für das nächste Jahr 

    • Lernen, wie man lernt: „Wir verstehen die Bedeutung unseres Wissens, und zwar, dass wir unsere Erfahrungen im nächsten Jahr wieder einsetzen können.“ 

    • Resilienz: „Ich bleibe optimistisch, dass mir nächstes Jahr manches besser gelingen wird.“


Versorgungskonzept

Selbstversorgung ist integraler Bestandteil der Kleingarten-Kita. Für die Vollversorgung einer mittleren Gruppenstärke von 17 Kindern pro Parzelle wird nach den geltenden DGE-Qualitätsstandards für Kitas im Jahr eine Tonne Obst und Gemüse benötigt. Diese Zahl errechnet sich aus Mengenangaben für Frühstück, Mittag, einen Snack und Verschnitt. Wir streben mit der Kleingarten-Kita eine Versorgung von bis zu 50 Prozent an. Naturkreisläufe werden für die Kinder so direkt erfahrbar. Darüber hinaus ist die tägliche Verpflegung eine Lern- und Beteiligungssituation für die Kinder. 

Abgedeckt wird die Selbstversorgung einerseits über unser Ausflugskonzept. Mit ca. 150 Ausflügen im Jahr auf benachbarte Parzellen kann nach unseren Schätzungen ein Versorgungsgrad von 5 bis 10 Prozent erreicht werden. Und das allein durch Ernteüberschüsse der Mitglieder des Kleingartenvereins. Das ist Naschen an den Sträuchern von Gärtner*innen, das Abernten von Obstbäumen oder die Ernte von überschüssigem Gemüse wie etwa Tomaten oder Gurken. 

Die Selbstversorgung hängt im Kern jedoch von der Gestaltung der Basisparzelle ab. Diese soll nach dem Vorbild eines Waldgartens konzipiert werden. In einem Waldgarten wachsen Pflanzen in mindestens drei horizontalen Ebenen (Baum- Strauch- und Krautschicht), ergänzt durch rankende Pflanzen. Mehrjährige Pflanzen werden gegenüber einjährigen bevorzugt. Das Prinzip des Waldgartens ermöglicht symbiotische Wechselwirkungen zwischen Pflanzen unterschiedlicher Arten. Es muss weniger gedüngt werden, da natürliche Nährstoffkreisläufe ermöglicht werden. Der für den Waldgarten spezifische Anbau auf unterschiedlichen horizontalen Ebenen hat höhere Erträg pro Quadratmeter mit weniger Arbeitszeit, als im klassischen Obst-, Gemüse oder Ackerbau, zur Folge. Durch den Mischkulturanbau werden Ertragsschwankungen einzelner Kulturen abgepuffert, außerdem haben mehrjährige Pflanzen durch ihr weites Wurzelwerk eine höhere Trockenheitsresistenz und sind in der Regel nährstoffreicher als vergleichbare einjährige Pflanzen. Giersch beispielsweise kann Spinat in diesem Punkt um ein Vielfaches übertreffen. Das Konzept eines Waldgartens hat zudem den Vorteil, dass Areale zum Spielen und Toben sich viel leichter auf der Basisparzelle einfügen als im klassischen Ackerbau.  Darüber hinaus ist durch den Anbau von mehrjährigen Obst- und Gemüsearten das Potenzial, CO2 zu speichern in einem Waldgarten hoch. 

Ein kleiner Anbaubereich ergänzt den Speiseplan mit einjährigem Gemüse. Beispielsweise harmonieren Kürbis, Bohnen, Mais in einer auch als „Milpa“ oder „3 Schwestern“ bekannten Mischkultur hervorragend miteinander. Diese Anbauform kann schlecht durch mehrjährige Kulturen ersetzt werden. Es ist also sinnvoll, sie anzubauen. Insgesamt wird eine 9-teilige Fruchtfolge empfohlen. Der Anbaubereich wird dennoch bewusst auf 25 m2 gehalten, da in diesen (und in das Gewächshaus) jedes Jahr vergleichsweise viel Arbeitszeit in die Anzucht und Pflege der Pflanzen investiert werden muss. Im Waldgartenbereich sinkt mit den Jahren die benötigte Arbeitszeit, während der Ertrag steigt. Sind mehrjährige Pflanzen einmal gepflanzt, benötigen sie verhältnismäßig wenig Pflege. Mit zunehmender Größe nimmt der jährliche Ertrag zu. 


Hygienekonzept

Hygiene kann in einer abgegrenzten Parzelle mit Strom- und Trinkwasseranschluss grundsätzlich leicht hergestellt werden. Ähnliche Voraussetzungen sind in Außenanlagen von klassischen Kindertagesstätten gegeben. Für diese gibt es bereits einschlägige Vorschriften etwa zur Bepflanzung, zu Fallhöhen oder zu Bodenmaterialien. Diese finden alle auch in der Kleingarten-Kita Beachtung. Diese legen die jeweiligen Landesministerien ebenso wie alle anderen, die Bildung betreffenden Vorschriften fest. 

Hygienische Verhältnisse bei der Verpflegung sind in Kleingarten-Kitas besonders zu beachten. Das fängt beim Anbau von Obst und Gemüse an. Vorschriften aus der Lebensmittelverarbeitung sind einschlägig. Vor der Zubereitung ist auf eine Reinigung der Zutaten zu achten. Die Entsorgung von Essensresten ist hingegen kein Problem. Die Menge an kompostierbaren Abfall ist durch die Gruppengröße so hoch und kontinuierlich, dass eine Heißrotte mit bis zu 70 Grad Celsius grundsätzlich ganzjährig möglich ist. In Kombination mit einer anaeroben Kompostierung nach japanischer Art können auch Eier, Milch und tropische Früchte kompostiert werden. Dieser Kompost wird für den Anbau im nächsten Jahr wieder eingesetzt – nachhaltiger Anbau.

Auch die Entsorgung menschlicher Hinterlassenschaften ist mit Trenntoiletten kombiniert mit Holzspänen oder Aktivkohle kein Problem. Aus unserer Sicht stehen außer Vorurteilen keine sachlichen Argumente entgegen, die menschlichen Hinterlassenschaften zu kompostieren. Im Gegenteil, die benötigte Nährstoffzufuhr für einen intensiven Anbau würde so drastisch reduziert. Wichtig wäre die Kompostierung professionell zu organisieren. Also für eine kontrollierte heiße Rotte und eine ausreichende Ablagerung des Komposts zu sorgen. Alternativ können im Vereinsheim klassische Kindertoiletten geplant werden – kein präferiertes Szenario.


Kinderschutzkonzept

Das Wohl der Kinder, sowie der Schutz vor körperlicher, seelischer und sexueller Gewalt stehen an höchster Stelle. Wir orientieren uns an den rechtlichen Grundlagen der UN-Kinderrechtskonvention, dem Deutschen Grundgesetz, dem Bundeskinderschutzkonzept, dem achten Sozialgesetzbuch sowie den Kita-Gesetzgebungen der jeweiligen Bundesländer.

  • Wir konzentrieren uns auf die spezifischen Risiken in einer Kleingartenanlage. Bei einer Kleingarten-Kita handelt es sich um eine Einrichtung im halböffentlichen Raum. Durch Kleingartenanlagen bewegen sich tagtäglich viele unterschiedliche Menschen. Der dadurch entstehende heterogene und stabile Sozialraum, schützt Kinder ein Stück weit vor verdeckten Übergriffen dank impliziter sozialer Kontrolle. Das betrifft auch Grenzüberschreitungen innerhalb der engeren Kita-Gemeinschaft aus Pädagog*innen und Kindern.  Die Ausflüge innerhalb der Kleingartenanlage sind darüber hinaus gefahrloser und einfacher durchzuführen als in klassischen Kitas. Gefahren durch Rad- und Autoverkehr sind nicht vorhanden. Die Kleingarten-Kita ist ein gesichertes Areal aus dutzenden Parzellen, das in Kleingruppen gezielt und beaufsichtigt erkundet werden kann.

  • Bei einer Kleingarten-Kita handelt es sich um eine Einrichtung im halböffentlichen Raum. Durch Kleingartenanlagen bewegen sich tagtäglich viele, aber namentlich bekannte Menschen. Es ist eine enge, stabile Nachbarschaft. Da Parzellen qua Kleingartenordnung einsichtig zu sein haben, sind Verhalten und Handeln der Pächter:innen in einem gewissen Rahmen beobachtbar. Die Kleingartenanlage ist insofern ein heterogener und gleichzeitig stabiler Sozialraum, in welchem Veränderungen im persönlichen Verhalten auffallen kann bzw. einzelne Handlungen direkter sozialer Kontrolle durch die Nachbarschaft unterliegen. Die Kita-Gemeinschaft aus Erzieher*innen und Kindern ist ein natürlicher Teil dieses Sozialraumes und damit gleichfalls unter einer indirekten sozialen Kontrolle. Wir sehen das als einen Vorteil, der Grenzüberschreitungen innerhalb einer engen Kita-Gemeinschaft verhindern hilft.

    Die Ausflüge innerhalb der Kleingartenanlage sind darüber hinaus gefahrloser und einfacher durchzuführen als in klassischen Kitas. Gefahren durch Rad- und Autoverkehr sind nicht vorhanden. Die Kleingarten-Kita ist ein gesichertes Areal aus dutzenden Parzellen, das in Kleingruppen gezielt und beaufsichtigt erkundet werden kann.

    Dennoch birgt die Kleingarten-Kita spezifische Risiken. Schutzmaßnahmen gerade für Ausflüge liegen in der Ausrüstung: so sollten das Vorhandensein von Erste-Hilfe-Zubehör, einer Trillerpfeife mit Warnsignal sowie Mobiltelefone für das Fachpersonal gesichert sein. Für Notfälle bedarf es zudem einem Notfallplan, entsprechenden Sammelstellen und zugänglichen Wegen innerhalb der Kleingartenanlage. Die Präsenz pädagogischer Aufsicht auf Ausflügen ist sicherzustellen. Mit Ausnahme vielleicht von nah gelegenen Parzellen, die direkt einsehbar sind, so dass für diese eine Aufsicht delegiert werden kann. Bei den Lauben auf diesen Parzellen wäre zu überlegen, ob diese während des Aufenthalts der Kinder abgeschlossen werden, um in schwer einsehbaren Räumen Grenzüberschreitungen zu vermeiden.

    Weitere Gefährdungen liegen in der räumlichen Natur der Basisparzelle, bei der besonders die Privatsphäre der Kinder zu wahren ist. Die Basisparzelle der Kleingarten-Kita ist - wie jede andere Parzelle - umzäunt, so dass die Nachbar:innen keinen direkten Zutritt haben. Die Zäune können blickdicht gestaltet werden, etwa durch Bäume, Hecken oder eine Pergola. Die maximale Höhe der Bepflanzung wird in Satzungen und Verordnungen der jeweiligen Kleingartenverbänden geregelt. Meist gilt eine maximale Hecken- bzw. Einfriedungshöhe von 1,20-1,25 m. Dadurch entsteht eine kindgerechte Privatsphäre, durch die sommerliche Wasserspiele, ein schnelles Umziehen im Freien und ähnliches ermöglicht werden kann. Die Komposttoilette benötigt einen nicht einsehbaren Raum auf der Basisparzelle, gleiches gilt für das Wickeln. Eltern und Pächter*innen begleiten keine Kinder mit auf die Toilette, mit Ausnahme der eigenen. Diese nötige Privatsphäre sichern wir durch mindestens zwei Lauben pro Basisparzelle ab.

  • Kindliche Aktivitäten enthalten Unfallrisiken und Gefahren, die einer freien Betätigung oft entgegenstehen. Immer ist also zwischen Freiräumen und Risiken abzuwägen. Dabei müssen Kinder Risiken erleben dürfen. Wie sonst sollen sie für diese sensibilisiert werden können und die eigenen Grenzen erkennen? Urteilsvermögen, Geschicklichkeit und Bewegung sind Grundvoraussetzungen, um kritische Situationen im Naturraum handhaben zu können. Die Kleingarten-Kita ist keine Wildnis, kein Dschungel, sondern besteht aus einer eingefriedeten Basisparzelle, also einem überschaubaren und gesicherten Raum, für den die Regeln der Unfallkassen für Außengelände gelten. Die Basisparzelle ist frei von giftigen Pflanzen, die eine reelle Gefahr darstellen können. Dennoch kann es zu unbeabsichtigten Grenzverletzungen kommen, etwa durch Dornen, spitze Gegenstände oder Pflanzenteile. Vorbeugend sollen die Kinder zum Schutz vor Sonne, Zecken und den oben genannten Gefahren lange Kleidung und festes Schuhwerk tragen. Parzellen, die Teil des Ausflugskonzeptes sind, sollen regelmäßig von pädagogischem Fachpersonal inspiziert werden. Pächter*innen, die ihren Garten für Ausflüge zur Verfügung stellen, sollen darüber hinaus Informationsmaterial und Schulungen für die Gefahren des Naturraumes erhalten.


Die Umsetzung

Umgebung und Räumlichkeiten haben direkten Einfluss auf das Erleben, das Wohlbefinden und die Erfahrungen von Kindern. Im Rahmen des Projektes entwickelten wir einen idealtypischen Aufbau der Parzellen. Dazu arbeiteten wir mit einer Gruppe Architekturstudierender der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig zusammen.

Aufgabenstellung war es, Planungsunterlagen zu erstellen, in denen Flächenaufteilung, deren Nutzungen und Dimensionen erkennbar sind. Insbesondere sollte auf die räumliche Neugestaltung sowie auf Teilnutzungen vorhandener Strukturen in der Kleingartenanlage eingegangen werden. Grundlage für die Entwürfe bildete eine ausführliche Analyse rahmengebender Parameter. Dies sind zum einen die räumlich strukturellen Voraussetzungen, die Ausstattung und die gesetzlichen Regelungen der Kleingartenanlagen. Zum anderen ist der Entwurf durch die rechtlichen Anforderungen an eine Kita und die Bauordnungen des jeweiligen Bundeslandes bestimmt. Beispielhaft beziehen sich die Entwürfe der Studierenden auf den Kleingartenverein Schreber-Hauschild e. V. Leipzig, Sachsen. Die Idee einer Blaupause sollte in den Entwürfen fortgeführt werden. Kleingartenanlagen haben unterschiedliche bauliche und räumliche Ausgangssituationen. Um eine Umsetzung in der Breite zu ermöglichen, braucht es universelle Lösungsansätze, die an die Gegebenheiten vor Ort angepasst werden können.


So könnte eine Kleingarten-Kita aussehen

Unsere Basis-Szenarien entwickelten wir gemeinsam mit der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig weiter. Zu diesem Zweck beschäftigten sich Studierende der Architektur im Sommersemester 2021 mit der Kleingarten-Kita.


Verortung in der Kleingartenanlage

Die Lage der Parzellen für die Kleingarten-Kita sollte bestimmte Kriterien berücksichtigen. Dafür könnte ein Evaluationsbogen erstellt werden, der eine Verortung der Parzellen mittels Punktesystem bewertet. Im Fokus sollte dabei zum einen die Erreichbarkeit der Parzellen von den Eingängen der Kleingartenanlage stehen. Die Parzellen müssen zu Fuß und mit dem Fahrrad zugänglich sein. Es sollten möglichst direkte Wege zu der Parzelle führen. Damit soll gewährleistet werden, dass der Durchgangsverkehr für den Rest der Kleingartenanlage minimal gehalten wird. Ein weiteres wichtiges Kriterium für eine geeignete Kita-Parzelle sind Lautstärken von externen Lärmquellen, wie zum Beispiel von Bahnschienen oder Hauptstraßen mit hohem Verkehrsaufkommen. Der Lautstärkepegel für einen Kindergarten darf 50 dB nicht überschreiten. Wichtig ist auch die Entfernung zu den Gemeinschaftsflächen zu prüfen. Es kann von Vorteil sein eine direkte Nähe zu Spielplatz oder Festwiese anzustreben, denn so könnten Fragen der Aufsichtspflicht beantwortet werden. Parzelle und Gemeinschaftsbereich könnten so gleichzeitig besser überblickt und der selbständige Bewegungsradius der Kinder erhöht werden. Diese oft große Freifläche oder einer Festwiese könnte gleichzeitig als Sammelstelle für den Evakuierungsfall oder als Stellfläche für die Feuerwehr dienen. Das Kleingarten-Kitakonzept ist per se inklusiv gedacht. Deshalb ist es wichtig Parzellen auszuwählen, die barrierefrei erreicht werden können. Diese Kriterien seien hier beispielhaft genannt. Sie können je nach Situation vor Ort variieren. Bei der Wahl der Parzellen sind vor Ort auch Verfügbarkeiten der Parzellen zu prüfen. Eventuelle Umstrukturierungen in der Kleingartenanlage sind mit Fingerspitzengefühl vorzubereiten. 


Danach wird draußen gefrühstückt. Die gesunde Mahlzeit wird zu großen Teilen aus der eigenen Ernte zubereitet. Auf Rücksichtnahme wird geachtet: das Frühstück wird gemeinsam begonnen und beendet.Gestärkt kann es weitergehen. Die Gruppe wird geteilt. Einige Kinder helfen beim Gärtnern und vorbereiten des Mittagessens. Andere unternehmen einen Ausflug zu einer anderen Parzelle. Am nächsten Tag wird getauscht.

Die „Gärtner-Gruppe“ beginnt mit der Pflege der Beete. Das Unkraut muss gejätet werden. Wie entferne ich es, ohne andere Pflanzen zu verletzen? Was ist Unkraut und was bleibt stehen? Feine Unterschiede zwischen den Pflanzen werden wahrgenommen. Es wird geschaut, ob die vor ein paar Tagen ausgesäten Radieschen schon Blätter aus der Erde strecken. Wie viel Zeit ist seitdem vergangen? Hat es genauso lange gedauert wie beim letzten Mal?

Die Beete werden gegossen. Wie viel Wasser passt eigentlich in so eine Gießkanne? Die Kinder testen, wie voll sie die Gießkanne machen können um sie noch gut tragen zu können. Wie viel der Beetfläche kann damit gegossen werden? Und welche Pflanze braucht wie viel Wasser? Die Erdbeerenpflanzen lassen die Köpfe hängen. Wurden sie nicht genug gegossen oder brauchen sie vielleicht Dünger? Gemeinsam wird überlegt, was nun zu tun ist und welche Nährstoffe die Pflanze braucht. Beim genauen Untersuchen werden die ersten roten Erdbeeren entdeckt. Die Freude über den Ernteerfolg ist groß. Allerdings ist nur die der Sonne zugewandte Seite rot. Wie kommt das? Wann ist die Erdbeere reif genug, um sie zu essen? Eine Weile werden sich die Kinder wohl noch in Geduld üben müssen.

Beispielhafter Tagesablauf

Morgens haben die Kinder ausreichend Zeit, um entspannt anzukommen und sich im freien Spiel zu entfalten. Auf künstliche Spielsachen wird bewusst verzichtet. Dinge, die die Kinder in der Natur vorfinden, werden zum Spielzeug umfunktioniert. Aus Stöcken und Blättern wird eine Burg gebaut. Ein Baumstamm wird zum Balancierpfad. 8:00 Uhr treffen sich alle zum Morgenkreis um gemeinsam zu singen, zu klatschen und zu musizieren. Mit einem gestärkten Gemeinschaftsgefühl und positiver Stimmung geht es an die Tagesplanung. Aktionen und Ausflüge werden besprochen, sodass die Kinder sich orientieren und auf den Tag einstellen können.

Mittags wird im Anschluss an die Gartenarbeit das Mittagessen vorbereitet. Gemeinsam wird gewogen, geschnippelt und gekocht. Dabei helfen die Größeren den Kleinen. Die Ausflugsgruppe ist währenddessen in einem anderen Garten angekommen. Dort zeigt ihnen das Gärtnerpaar ihre Sonnenblumen. Die Kinder bestaunen die riesigen Blumen, messen sich mit ihnen und wollen wissen, was man mit so großen Blumen machen kann. Warum drehen Sonnenblumen ihren Kopf immer zur Sonne? Können Pflanzen auch miteinander sprechen?

Weiter geht es zum Kräuterbeet. Alle dürfen an den Kräutern riechen und wer sich traut, kostet sogar das ein oder andere Gewächs. Es wird geübt Geruch, Geschmack und Farbe zu beschreiben. Die Gärtnerin erzählt, was man alles aus den Kräutern machen kann. Sie zeigt den Kindern auch einige Heilkräuter und erklärt, gegen welche Krankheiten sie helfen. 

Zum Mittagessen treffen sich alle an der Basisparzelle und tauschen ihre Erlebnisse aus. Die Gärtnergruppe hat frisch gekocht. Dafür erhält sie Aner-kennung von den anderen Kindern. Allen schmeckt es. Nach dem Mittagessen ist Zeit sich auszuruhen, bevor es am Nachmittag aktiv weitergeht. Eine Erzieherin liest eine Geschichte vor und schaut sich gemeinsam mit den Kindern Bilder dazu an.

Nachmittags ist wieder freies Spiel angesagt. Auf dem Spielplatz der Kleingartenanlage ist genug Platz zum Toben, aber auch für kreatives Spiel. Einige Kinder funktionieren Stöcke zu Musikinstrumenten um und versuchen einen Rhythmus zu klopfen. Ein paar Kinder sind von den Aktivitäten am Vormittag etwas geschafft und lassen es ruhiger angehen. Sie basteln kleine Kunstwerke aus Naturmaterialien und fotografieren sie mit Hilfe der Erzieherin. Die Fotos werden später ausgestellt, sodass die Eltern sie bestaunen können.


Grundanforderungen an die KITA-Parzelle

  • Alle Schreberanlagen unterliegen dem Bundeskleingartengesetz (BKleinG), das die groben Rahmenbedingungen eines Kleingartens definiert. In ihm ist beispielsweise festgelegt, wer eine Kleingartenparzelle pachten darf, wie man ein Pachtverhältnis kündigt oder auch wie eine Laube auf dem Grundstück erbaut sein darf. Der Ge-setzestext ist an vielen Stellen sehr weit formuliert und legt nur wenige spezifische Werte fest, die bei der Errichtung und Bewirtschaftung von Kleingartenanlagen beachtet werden müssen. Die konkreten baulich-technischen Anforderungen lassen sich in der jeweiligen Landesbauordnung finden.

  • Neben der jeweiligen Landesbauordnung hat jedes Bundesland eigene Vorschriften zur Nutzung eines Kleingartens, in unserem Fall die „Rahmenkleingartenverordnung des Landesverbandes Sachsen der Kleingärtner e. V“. Darin werden Details definiert, wie die landwirtschaftliche Nutzung des Gartens, die Bebauung bis hin zum Umgang mit Gemeinschaftsflächen und Wegen. Es werden verbotene Pflanzen, Wuchshöhen festgelegt und der Umfang der Anbaufläche vorgeschrieben. Auch die für den Verein zu erbringende Arbeitsleistung der Pächter*innen wird festgelegt. Zudem beinhaltet die Verordnung Informationen zur Ver- und Entsorgung.

  • Die Bauordnungen der jeweiligen Bundesländer regeln Bestimmungen der Brandverhütung, Mindest-, Maximal- und Abstandsflächen und Anforderungen an die verwendeten Baustoffe bestimmter Gebäudeklassen etc. In unserem Falle liegt die Sächsische Bauordnung (SächsBO) zugrunde. Bundeslandübergreifend kann es zu Abweichungen der Bestimmungen kommen, weshalb auch die rechtlichen Vorgaben für jedes Vorhaben konkret geprüft werden müssen. Im Allgemeinen gibt es aber nur geringfügige Abweichungen.

  • Weitere bundeslandspezifische Regelungen sind die Richtlinien zur Inbetriebnahme von Kindertagesstätten. Diese legen Anforderungen an Innen- und Außenräume fest, benennen Richtlinien zu Kitaausstattung und sonstigen Abläufen von Kindergärten.

  • Alles in allem gilt es festzuhalten, dass die Kleingarten-Kita eine völlig neue Kita-Form darstellt, die von den bestehenden Formen den Waldkindergärten am nächsten kommt. Deshalb sind zur Planung der Kleingarten-Kita ergänzend die Hinweise der jeweiligen Länder zum Betrieb eines Waldkindergartens zu berücksichtigen. In ihnen sind die Anforderungen an die Kinderbetreuung in naturnahen Kitas erfasst. 


Sonstige Grundausstattung

Die Parzelle soll weitgehend unabhängig funktionieren. Strom- und Warmwassererzeugung sollte auf der Parzelle mittels Solaranlagen ermöglicht werden können. Der Flächenbedarf kann weitgehend über die Dachflächen der Lauben gedeckt werden, da der Verbrauch in einem naturnahen Kindergarten weitgehend gering ausfällt. Dabei sind die Höchstgrenzen zur Stromversorgung der Kleingartenordnungen einschlägig. Die Kleingarten-Kita muss und kann mit begrenzten Erschließungen problemlos betrieben werden. Durch die Selbstversorgung und die adäquate Gestaltung des Speiseplanes kann beispielsweise auf große Kühlschränke verzichtet werden. Alternativ könnte deren Betrieb in dem örtlichen Vereinsheim sichergestellt werden. Kleinere Kühlboxen, beispielsweise für Notfallmedikamente lassen sich hingegen über die solare Stromversorgung betreiben. 

Für die Bewässerung des Gartens wird eine Zisterne oder ein Brunnen benötigt. Darüber hinaus könnte Brauchwasser wieder aufbereitet werden, um den Gesamtwasserverbrauch entsprechend zu senken. 

Anfallender organischer Abfall kann über Normalrotten oder Heißrotten verwertet werden und im kompostierten Zustand dem Kreislauf als fruchtbare Erde wieder zugeführt werden. Dafür benötigt man drei voneinander getrennte Kompostiereinheiten, die ein Umschichten ermöglichen.


Multifunktionalität

Alle Bedingungen lassen sich auf 300 m2 nur erfüllen, wenn man die Räume multifunktional gestaltet. Einzig die Küche muss aufgrund der Anschlüsse und der Hygieneanforderungen alleinstehend sein. Die Anbaufläche für die Selbstversorgung ist gleichzeitig Freispiel- und Lernfläche für die Kinder. Die Garderobe lässt sich mit einigen Handgriffen in einen Essbereich mit Tischen und Stühlen verwandeln. Die Dachflächen können mittels Solarpanelen oder Solarthemie, notwendige Energie erzeugen. Komposttoiletten erfüllen die Anforderungen des Kita-Gesetztes an Sanitäranlagen und bilden eine umweltfreundliche und autarke Lösung für Dünger. Dieser ist die Grundlage für eine gute Ernte an eigenem Gemüse, Obst und Kräutern, welche die Basis der Selbstversorgung des Kindergartens darstellen.

Wichtig zu erwähnen ist, dass alle Flächenangaben sich auf das absolute Minimum beziehen und lediglich die Umsetzbarkeit beweisen sollen. Die Um-setzung wurde in den Entwürfen anhand des Szenarios geprüft, welches sich ausschließlich auf die Nutzung der Parzellen mit Lauben reduziert. Stünde mehr Fläche zur Verfügung, z. B. über größere oder mehr Parzellen, oder erwägt man die Mitnutzung eines Vereinsheimes, so könnte man die Raumflächen, Gruppengrößen oder Gruppenanzahl erweitern. Die hier angenommenen Flächen werden über die Ausflüge zu anderen Parzellen entlastet. Die Ausflugsparzellen stellen ebenfalls Lern- und Spielfläche für die Kinder dar und können auch einen Beitrag zur Selbstversorgung leisten. 


Außenraumgestaltung

Der Außenraum nimmt in der Planung der Kleingarten-Kita einen besonderen Stellenwert ein. Da die Kinder sich ganztägig vor allem draußen aufhalten, muss dieser verschiedenen Belangen gerecht werden. Hier wird gespielt, Raum für Rückzug und Ruhe benötigt, die Selbstversorgung findet in einem großen Teil der Parzelle Platz und sanitäre Anlagen brauchen einen Ort, der sinnvoll organisiert ist.

Am Anfang des Entwurfsprozesses benötigt es eine genaue Prüfung, welche Aktivitäten unter welchen Umständen unbedingt im Innenraum stattfinden müssen, oder welche zum Beispiel bei gutem konstruktivem Wetterschutz (Sonnensegel, Vordach o. Ä.) auch dauerhaft oder zeitlich und wetterbedingt draußen Platz finden können. (Kochen, Ruhen, …)

Darüber hinaus muss auch die Struktur der gesamten Kleingartenanlage betrachtet werden. Beim Ankommen und Abholen, bei den täglichen Ausflügen innerhalb der Kleingartenanlage und für Besucher*innen ist eine gute Orientierung wichtig. Um diese herzustellen, bedarf es eines gut sichtbaren Wegeleitsystems. Es sollte auch für die Kinder intuitiv zu erfassen sein. Wege könnten bezeichnet werden und mit einfach und eindeutig zuzuordnenden Symbolen oder Farbzuordnungen versehen werden. Sie können zusammen mit den Kindern und Kleingärtner*innen entwickelt und realisiert werden. 

Mit der Setzung der Lauben zueinander lassen sich Bereiche abgrenzen, wie z. B. die Anbauflächen und Spielwiesen oder Öffentlichkeit/Ankommen von privateren Bereichen der Kita. Sie hilft Wegestrukturen innerhalb der Parzelle zu finden oder verschiedene Tagesabläufe abzubilden. In den Zwischenräumen können Überdachungen eine Vereinigung der Gebäude und sonnen- und windgeschützte Bereiche schaffen. 

Dabei muss die Raumbildung keineswegs über feste bauliche Maßnahmen realisiert werden. Abgrenzungen unterschiedlicher funktionaler Gartenbereiche ergeben sich durch die Begrünung der Parzellen. So könnte eine Himbeerhecke einen Sichtschutz für einen Ruhebereich darstellen. Auf der anderen Seite können die Kinder auf dem Acker Pflanzen anbauen oder auf einer Spielwiese toben. Die „grüne Zonierung” sorgt zudem dafür, dass die Kindergartenparzellen kein offensichtlicher Exot innerhalb der Kleingartenanlage wird. Mit Ackerbau, Wiese, Hecken und Bäumen und einer entsprechenden Konstruktionsweise fügt sie sich optimal in ihre Umgebung ein.


Kriterien für die Pflanzenwahl

  • einheimische Pflanzen werden bevorzugt, Wildpflanzen mit integriert

  • Insektenfreundlichkeit (durch Vielfalt an Pflanzen, Strukturreichtum und Wahl einheimischer Pflanzen/Wildpflanzen gegeben) 

  • Pflanzen, die robust und einfach anzubauen sind werden bevorzugt

  • ausreichend Winterhärte der mehrjährigen Pflanzen

  • Pflanzen, die sich zum Mulchen eignen (z.B. Beinwell, aber auch alle Laubbäume) und den Boden mit Stickstoff anreichern (z.B. Ölweide) mit ins System einplanen, um Nährstoffkreisläufe zu schließen und so längerfristig weniger Material von Außen zuführen zu müssen

  • essbare Pflanzen/Pflanzenteile sind (auch in größeren Mengen) roh essbar/geringer Zubereitungsaufwand

  • v.a. in kleineren Parzellen werden ertragreiche Pflanzen bevorzugt

  • lange Ernteperioden/Verfügbarkeiten: Mehrjährige Kräuter sind schon sehr früh im Jahr, manche auch durchgehend erntbar, bei lagerbarem Obst & Gemüse (z.B. Äpfel, Birnen, Kartoffeln) sollten spätreifende Sorten gewählt werden; auch bei nicht lagerbarem Obst wie z.B. Pflaumen, Himbeeren möglichst späte Sorten wählen, um Erntezeitfenster zu verlängern

  • allg. das auswählen, was nicht sowieso schon vorhanden ist z.B. auf Besuchsparzellen genutzt werden kann, ebenso z.B. nur ein Süßkirschenbaum, wenn in der Nähe schon einer zur Befruchtung vorhanden ist

  • auf Anbaufläche die einjährigen Kulturen anbauen, die kein mehrjähriges Pendant haben bzw. die "sich lohnen"

  • Multifunktionalität: z.B. Tobe-/Ruheplatz unter (aufgeasteten) Bäumen, mit Weißklee (Bienennahrung!) als Untersaat

  • Struktur: Abgrenzungen, sonnige und schattige Ruhebereiche für (kleinere) Kinder

    flexible Gestaltung: jeder Garten kann entscheiden, ob mehr Platz zum Toben oder Selbstversorgung benötigt wird, in dem mehr oder weniger Bäume eingeplant werden

Versorgungskonzept in der Umsetzung

Die beispielhafte Gestaltung der Kindergartenparzellen für eine 300 m2-und eine 500 m2 -Parzelle basiert jeweils auf einem Pflanzplan, der bevorzugte Standortbedingungen, Platzbedarf, Ernteorgane und -zeiträume bzw. Erntemengen und sonstige Nutzungsmöglichkeiten der Pflanzen berücksichtigt. Die Bewirtschaftung der Parzelle nach dem Vorbild des Waldgartens sieht eine Bepflanzung in drei horizontalen Ebenen (Baum-, Strauch- und Krautschicht), ergänzt durch rankende Pflanzen vor. 

Beispielsweise können direkt um den Stamm eines Apfelbaums Beinwell, Salomonsiegel und Gemüseampfer wachsen und im weiteren Radius niedrigere Pflanzen wie Zitronenmelisse, Minze und Rotklee, übergehend zu trittfesten Bodendeckern wie Weißklee, Walderdbeeren und Veilchen. Für rankende Pflanzen wie z. B. Minikiwi kann der Apfelbaum als Rankhilfe dienen. 

Mehrjährige Kräuter- und Gemüsepflanzen haben in der Regel einen höheren Trockenmasseanteil. Durch ihre längere Standzeit können die Pflanzen vermutlich, weiteres Wurzelwerk, weniger züchterische Veränderung und höhere Nährstoffgehalte aufweisen, als vergleichbare einjährige Kulturarten. Brennnessel beispielsweise enthält nahezu doppelt so viel Eisen und Protein wie Spinat und kann diesen bezüglich Vitamin C und Kalzium sogar um ein Vielfaches überbieten. Der Einfachheit halber wurden Nüsse und stärkehaltige Knollen zu Obst und Gemüse gezählt. Der Selbstversorgungsanteil an Kohlenhydraten und Fetten kann durch Anbau von Nüssen (Walnuss, Haselnuss, Esskastanie) und stärkehaltigen Knollen (Topinambur, Yam, Erdbirne, Knollenziest, Kartoffel) erhöht werden. Die Proteinversorgung kann mit dem Anbau von Leguminosen (Bohnen, Erbsen) hochgeschraubt werden.

Es wird angenommen, dass das Gewächshaus im Frühling zur Anzucht und im Herbst/Winter zur Überwinterung genutzt wird, daher wird hier mit nur einer Hauptkultur wie z. B. Tomaten gerechnet. Andernfalls könnten hier durch Vor- und Nachkulturen höhere Erträge generiert werden. Zusätzlich können öffentlich zugängliche Bäume beerntet werden wie z. B. Obstbäume oder Linden (junge Blätter sehr gut als Gemüse, Blüten als Tee).

Nicht nur Essbares sollte als Ertrag gesehen werden, sondern auch z. B. Holz als Bau- und Bastelmaterial (z. B. Ruten von Haselnuss) und auch Ökosystemdienstleistungen wie Nahrung und Schutz für Tiere (was wiederum hilft, das biologische Gleichgewicht im Lot zu halten und damit wieder weniger Arbeit für die Gärtner*innen bedeutet). Für die Fläche mit einjährigem Gemüse kann man sich an gängigen Konzepten orientieren. Es wird eine 9-teilige Fruchtfolge empfohlen.


Verbindung des Innen- und Außenraums

Ein zentrale Gestaltungsmöglichkeit bietet auch das Verbinden von Innen und Außen, sodass der kleine Innenraum sich nach außen öffnet und größer erscheint. Die Umsetzung ist vielfältig, ob mit Fensterfronten, Klappelementen, Vordächern/ überdachtem angrenzenden Außenraum etc.

Die Erweiterung des Innenraumes kann dazu führen, dass bei gutem Wetter einige Funktionen des Innenraums auch nach draußen verlegt werden. Dies erleichtert organisatorische Abläufe, die sich aus dem Tagesablauf ergeben. So könnten zwischen Lauben Hängematten installiert werden, die Platz für Ruhezeiten schaffen. Je nach Bedarf können auch das gemeinsame Essen, Basteln oder sportliche Aktivitäten im Außenraum stattfinden. 

Ziel ist es immer, die Natur in den Innenraum zu holen und diesen durch die Umgebung zu erweitern. Die Lauben bieten einen Schutzraum, der aber so oft wie möglich mit dem Außenraum interagiert.  Das eigentliche Kindergartengeschehen findet im Außenraumstatt.


Bauliche Umsetzung/Konstruktion

Bei der baulichen Umsetzung der Entwürfe gibt es primär eine Hauptanforderung: Sie muss in einer Kleingartenanlage funktionieren. Kleingartenanlagen verfügen über ein enges Wegesystem. Für den Bau der Lauben muss daher auf große Maschinen wie Kräne, Walzen, Betonmischer oder LKWs verzichtet werden. 

Am einfachsten lässt sich dieses Problem lösen, indem die Bauteile in kleineren Einheiten zur Baustelle transportiert und vor Ort montiert werden. Das funktioniert bei einer modularen Konstruktionsweise. Hierfür werden vorgefertigte Bauelemente in einem bestimmten Konstruktionsraster oder einer standardisierten Abmessung (z. B. Raster Holzrahmenbau: 625 mm x 625 mm) vor Ort zusammengefügt. Dies können bereits vollständige Elemente sein, die alle Eigenschaften wie Dämmung, Innenwand- und Außenwandverkleidung bereits beinhalten. Andererseits könnten Holzständerbauten oder andere Stecksysteme, die vorgefertigt geliefert werden, Anwendung finden. 

Ein Kriterium bei der Wahl des Konstruktionsprinzips kann die Beteiligung der zukünftigen Nutzer sein. Dafür muss es eine einfach umzusetzende Bauweise sein, die ein kollektives Erbauen unter Anleitung von Fachpersonal ermöglicht. Ebenso könnten Details entworfen werden, die die Nutzenden, also Kinder und Pädagog*innen in die Nutzung einbezieht. Innenräume könnten durch veränderbare Wandelemente begrenzt werden, die eine Öffnung in den Außenraum ermöglichen. Dies könnte über Flaschenzüge, schienengeführte Module oder andere Öffnungsmechanismen realisiert werden. Dabei können die Kinder selbstverantwortlich in das Entstehen ihrer Umwelt einbezogen werden und Selbstwirksamkeit erfahren.

Bei der Wahl der zu verwendenden Materialien sind unterschiedliche Gesichtspunkte von zentraler Bedeutung. Neben dem pragmatischen Aspekt der Umsetzbarkeit, entscheidet die Konstruktion maßgebend über die Nachhaltigkeit des Bauwerks. Neben der Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen, wie z. B. Holz, Lehm oder Ziegelsteinen steht hierbei die Recyclebarkeit im Fokus. Kann man das errichtete nach der Nutzung wieder in einen Kreislauf zurückführen (Cradle-to-Cradle-Prinzip)? Lassen sich Reparaturen einfach durchführen ohne viel Schaden anzurichten? Oder kann man verbaute Elemente später wieder ausbauen und auf dieselbe Weise wiederverwenden? 

In den Entwürfen wurden in den meisten Fällen Holzkonstruktionsweisen angewendet. Holz ist leicht und kann gut im Werk vorgefertigt werden. Vor Ort lässt es sich ohne Kleber oder Lacke oder andere gesundheitsschädliche Stoffe montieren. Außerdem fügt es sich ästhetisch gut zwischen die anderen Lauben der Kleingartenanlage, von denen viele ebenfalls in Holzbauweise erbaut worden sind. 

Baustoffkreisläufe lassen sich realisieren, in dem Konstruktionseinheiten aus einem Material gefertigt werden, oder die einzelnen Bauteile sich ohne Rückstände voneinander lösen lassen. 

Ein beispielhaft zu nennendes Konstruktionsprinzip ist die Holz100-Produktionsreihe. Hier werden unverleimte Schichtaufbauten aus Holz mit Massivholzdübeln verbunden. Es entsteht eine Vollholzwand ohne Metall-, Kunststoff- oder Klebverbindungen. Nachteil sind hier die Dimensionen der Bauteile. Das heißt, verhältnismäßig viel Grundfläche muss der Konstruktionsfläche zugerechnet werden. 

Ein weiteres Kriterium ist eine einfache Durchführbarkeit von Reparaturen. Hierbei ist weniger die Materialwahl von Bedeutung, als die planerisch konstruktive Umsetzung. Wartungsanfällige Baubestandteile, wie Elektro- oder Wasserleitungen müssen einfach zu erreichen sein und dürfen nicht tief in betonierten Wänden liegen. Leimverbindungen sollten vermieden und durch Schraub- oder Stecklösungen ersetzt werden. Möchte man nach der ersten Nutzung Bauteile wiederverwenden,  gilt es auch hier auf lösliche Verbindungen, wie Schrauben oder Steckmöglichkeiten, zu achten. So können später einzelne Elemente ohne Beschädigung, dem Bauwerk wieder entnommen werden. 

Unter energetischem, gesundheitlichem und nachhaltigem Aspekt sind Aufbauten aus reinen, natürlichen Materialien zu wählen. Beispielhaft sind wärmespeichernder und raumklimafreundlicher Lehminnenputz oder unbehandelter Vollholzwerkstoff zu nennen.

Das äußere Erscheinungsbild der Lauben sollte sich an der gegebenen Umgebungsstruktur, der Laube orientieren. Die geringe Grundfläche, welche durch das Bundeskleingartengesetz vorgegeben wird, spricht für eine rechtwinklige Anordnung, um eine effiziente Nutzung zu gewährleisten. Außerdem gewährleisten quader- oder würfelförmige Strukturen eine logische Rasterung (z. B. im Holzbauindustrieraster) und eine ökonomische, standardisierte Fügung und Montage. 

Um natürliche Licht- und Wärmeenergie im Innenraum bestmöglich zu nutzen ist es wichtig die Anordnung der Fensterflächen und die Beschaffenheit der Innenraumflächen durchdacht zu planen. Fensterelemente sollten nach Süden ausgerichtet sein um den Heizbedarf im Winter zu senken.


Die ansässige Feuerwehr ist über die Eigenschaften der installierten Photovoltaik-Anlage zu informieren. Der Weg zum eingerichteten Feuerwehrschalter ist so zu planen, dass die Einsatzkräfte diesen auch schnell und problemlos bedienen können. Für eine mögliche Evakuierung ist es wichtig, einen Sammelpunkt außerhalb der Parzelle festzulegen, dieser sollte auf dem sichersten und einfachsten Weg zu erreichen sein. Es empfiehlt sich, in Zusammenarbeit mit der ansässigen Feuerwehr zu planen, so können auch individuelle Lösungen gefunden werden. Zudem sind regelmäßige Evakuierungsübungen durchzuführen, um eventuelle Unsicherheiten abzubauen.Das Personal sollte im Umgang mit Feuerlöschern ausreichend geschult sein, um größere Schäden zu vermeiden. Falls der Kleingarten nicht über einen dauerhaften Winterdienst verfügt, ist dafür zu sorgen, dass der Zugang zum Unterflurhydranten nicht eingeschränkt wird.

Rettung und Brandschutz

In deutschen Kleingärten sind Brandschutz und Evakuierungsmaßnahmen weitgehend unzureichend oder nicht vorhanden. Zudem sind die Wege zu den einzelnen Parzellen oft nur für Fußgänger oder Kleinwagen ausgebaut, nicht jedoch für die Fahrzeuge der Rettungsdienste und Feuerwehr. Bei dem Bau einer Kita, ist die Frage nach Brandbekämpfung und Rettung, jedoch äußerst wichtig und geltenden Gesetzen unterstellt.

Allgemein werden alle Gebäude in sogenannte Gebäudeklassen (GK) unterteilt. Diese GK beziehen sich auf die Anzahl der Geschosse, bzw. Höhe der Gebäude, sowie deren Fläche. Die einzelnen Anforderungen an Bauteile und -materialien sowie Rettungswege unterscheiden sich für die jeweiligen GK. Für alle Geschosse mit mindestens einem Aufenthaltsraum gelten, dass diese mindestens zwei voneinander unabhängige Rettungswege besitzen müssen (§33 (1) SächsBO). Spezielle bauliche Anforderungen an besagte Rettungswege werden jedoch erst dann gestellt, wenn diese nicht mehr den Erdboden berühren. Dementsprechend sind keine mehrgeschossigen Lauben zu planen. Etwaige Aufstellflächen der Feuerwehr entfallen somit ebenfalls.

Da unsere Nutzungseinheiten die Größe von 400 m2 nicht überschreiten, wird unser Gebäude in die GK 1a eingeordnet und besitzt keine Brandschutz-anforderungen für die einzelnen Bauteile und -materialien. Um für den Brandfall eine schnelle und effiziente Wasserversorgung bereitzustellen, ist ein Hydrant zu installieren, entsprechen sind neue Leitungen, unter- oder oberirdisch zu verlegen. Empfehlenswert ist die Wahl eines Oberflurhydranten. Dieser sollte maximal 60 Meter Laufweg (drei Standard B Druckschlauchlängen) von dem Parzelleneingang entfernt sein. Grund hierfür ist der Druckabfall des Wassertransportes innerhalb der Schläuche. Ist ausschließlich die Installation eines Unterflurhydranten möglich, so muss der Parzelleneingang auf einem Laufweg von maximal 40 Metern zu erreichen sein. Da sich die Druckverhältnisse hier standardmäßig stark unterscheiden.


Neue Kita-Form als Chance

Die folgenden Abschnitte greifen jeweils häufig geäußerte Bedenken auf, die gegenüber der Idee einer Kleingarten-Kita vorgebracht werden. Diese Bedenken gehen zurück auf Meinungen oder Haltungen, die Menschen aus den Sektoren des Kleingartenwesen, der Stadtplanung oder der Kita-Landschaft mit Kindergärten verbinden. Die Kleingarten-Kita münzt diese Bedenken in neue Formen, Normen und Institutionen um, so dass ein neuer Raum für Lösungen entsteht.

Dafür ein paar Beispiele: Selbstversorgung ist ein elementarer Bestandteil der Kleingarten-Kita oder Ebenerdigkeit der Kita-Gebäude, seien es Lauben oder Räumlichkeiten im Vereinsheim. Beides sind Bedingungen, die aus unser Sicht von großer Bedeutung sind, um bestehende, auf den ersten Blick widerstreitende Gesetze und Normen miteinander zu verbinden.

Stärkung von Ehrenamt und Vereinsfinanzen

  • Um die Zukunft des Kleingartenwesens zu sichern, ist die Gewinnung neuer Mitglieder wichtig. Der momentane Altersdurchschnitt in den Kleingartenvereinen ist insgesamt hoch. Die Kleingarten-Kita könnte dabei die Möglichkeit bieten, eine jüngere Klientel anzusprechen. Die Eltern und Kinder der Kleingarten-Kita sollen dabei automatisch Mitglied im Verein werden. Damit schafft es der Kleingartenverein, seine Zukunft auf alle Generationen zu bauen. Um das Wohlwollen in der Mitgliedschaft zu sichern, wird Eltern aus der Kleingartenanlage zuerst ein Platz in der Kleingarten-Kita angeboten. Des Weiteren werden 10 bis 20 Prozent der Mitglieder direkt beteiligt. Dies geschieht durch das konzipierte Ausflugskonzept. Die Kleingarten-Kita kann zudem als eine Art quartierbezogener Integrationsmotor angesehen werden. Im Laufe der Jahre kommen viele Eltern und Kinder aus dem Nahumfeld der Kleingartenanlage mit der Kita in Kontakt. So steigt die soziale Einbindung und die Affinität der Nachbarschaft zum Kleingartenwesen insgesamt erheblich.  Dem entgegen steht das Argument eines erhöhten Lärmpegels durch Kinder. Dennoch hat schon heute jede zweite Parzelle eine Schaukel, ein Trampolin oder einen Sandkasten für die Kinder. Spielplätze innerhalb der Anlage kommen hinzu. Das ist Kinderlachen von allen Seiten zu unterschiedlichen Zeiten. Die Kleingarten-Kita bündelt hingegen die Aktivitäten und stellt eine pädagogische Aufsicht sicher.

  • Die Corona-Pandemie hat in den letzten Jahren zu einer Renaissance der Kleingartenbewegung geführt. In den Städten traf das auf ein begrenztes Angebot von Kleingartenparzellen, wohingegen auf dem Land zumeist weiterhin zu viele Parzellen frei bleiben. In der Regel handhabt ein Kleingartenverein einen Überhang an Nachfrage nach Kleingärten über eine Warteliste. Die Kleingarten-Kita kann so nicht etabliert werden. Denn die Basisparzelle einer Kleingarten-Kita ist in der Regel größer als eine einzelne Parzelle. Die Lage der Kita sollte strategisch nach Kriterien der Erreichbarkeit, der Nähe zum vielleicht vorhandenen Vereinsheim, einer Festwiese oder einem Spielplatz ausgerichtet werden. Kurzum es handelt sich um eine strategische Entscheidung des Vereins, nicht um ein operatives alltägliches Problem der Vergabe von Parzellen. Daher kann es gut sein, dass ein oder zwei Pächter*innen ihre bisherige Parzelle aufgeben und auf eine neue ziehen müssen. Das ist kein alltäglicher Vorgang und muss flankiert werden. Gute Argumente sind das eine, Hilfe und Tatkräftige Unterstützung des Vereins das andere. Zudem sollte der Umzug von Pächter*innen insgesamt so gestaltet werden, dass die neue Parzelle mindestens genauso schön, wenn schon nicht so vertraut wie die alte ist. Das bedeutet auch Geld. Geld für eine neue Laube, Geld für schnell tragende Bäume, gute Erde. Das sind Kosten der Kita-Gründung und daher Teil des Gesamtbudgets der Kleingarten-Kita und nicht separat aus der Vereinskasse zu bezahlen. Die Kommune ist hierfür erster Ansprechpartner.

  • Die Mustersatzungen der Kleingartenver-

    bände benennen das Heranführen der Jugend an Naturverbundenheit. Die Kleingartenvereine haben zudem die kleingärtnerische Nutzung der Parzellen zum Ziel.

    Beides erfüllt die Kleingarten-Kita mit ihrem Konzept der Selbstversorgung idealtypisch. Schließlich sind Eltern und ihre Kinder Mitglieder des Vereins. Die Schrebergartenordnung hält auch die Kleingarten-Kita ein: Höhe der Einfriedung, Bepflanzung oder etwa die Größe der Lauben richtet sich daran aus. Vereinsheime werden in der Regel für Versammlungen und Vorstandsarbeiten des Vereins genutzt. Zudem werden sie an Gaststätten verpachtet oder können für Familienfeiern gemietet werden. Letztere Aktivitäten entsprechen nicht dem ideellen Zweck des Vereins, sondern sind in Abhängigkeit der örtlichen Gegebenheiten der Vermögensverwaltung, Zweckbetrieben oder einem normalen Geschäftsbetrieb mit Gewinnabsicht zuzuordnen. Ein gemeinnützig betriebener Kindergarten mit Kindern und Eltern, die Mitglieder im Kleingartenverein sind und Selbstversorgung betreiben, ist dem ideellen Bereich oder einem Zweckbetrieb zuzuordnen. Bei der von uns avisierten Kinderanzahl von maximal

    25 Kindern pro 100 Pächter*innen bestehen keine Gefährdungen der Gemeinnützigkeit. Im Gegenteil: Der Anteil der Selbstversorgung in der Kleingarten-Kita dürfte größer sein als auf der durchschnittlichen Parzelle.

Die laufenden Einnahmen des Kleingartenvereins erhöhen sich, da die bis zu 25 Kinder pro Gruppe und deren Eltern Mitgliedsbeiträge an den Kleingartenverein zahlen. Diese könnten pro Person geringer ausfallen, weil es sich um Mitbenutzungen von Parzellen handelt. Daraus könnte sich eine Staffelung von Beiträgen entwickeln, die eine Satzungsänderung erfordert. Eine andere Möglichkeit besteht darin die Pachtkosten für den Kita-Träger höher anzusetzen als für einfache Mitglieder. 

Außerdem erschließt sich der Kleingartenverein durch die Kita neue Förderlinien von Bund, Ländern und Kommunen, die in Höhe und Verfügbarkeit ein erhebliches Potenzial bieten.

Wenn Kleingartenverein und Kleingarten-Kita gut integriert oder rechtlich sogar im gleichen Verein bzw. Verband organisiert sind, gewinnen die Organisationen professionelles Personal hinzu - die Pädagog*innen und Referent*innen in den Trägerverbänden der Schreberjugend. Das ist Hauptamt, das das Ehrenamt organisieren, fördern und begleiten kann. Unser Ausflugskonzept, die Integration der Kleingarten-Kita in den Kleingartenverein, der Einsatz von Fachberater*innen der Regionalverbände und Vereine - all das sind von uns absichtsvoll konstruierte institutionelle Brücken zwischen dem pädagogischen Hauptamt und dem kleingärtnerischen Ehrenamt, die sich ergeben, wenn eine Kleingarten-Kita gegründet wird. Damit stärken wir auf mittlere Frist die organisatorische Basis des Kleingartenwesen immens. 

Für Kommunen kosteneffizient

Erschließung
Für Kommunen sind Kosten für zusätzliche Erschließungsmaßnahmen wie Beleuchtung von Wegen, Wasserversorgung und Strom in den Kleingartenanlagen Investitionen in alle Generationen. Sie kommen den älteren Gärtner*innen genauso zugute wie den Kindern. Daher gehen wir davon aus, dass Umweltämter bzw. Verkehrsämter sich an den Kosten beteiligen. Gleiches gilt auch für den Umbau bzw. die Sanierung des Vereinsheimes zur Doppelnutzung mit Kita. Diese Kosten sind allgemeine Instandhaltung- und Sanierungskosten der Kleingartenanlage, also eine allgemeine kommunale Investition.

Kostengünstig und für alle Generationen
Die Kleingarten-Kita ist grundsätzlich an einer Betreuung im Freien orientiert. Im Basisszenario sind daher die Baukosten für den Ausbau bzw. die landschaftsplanerische Gestaltung von Parzellen und Lauben bzw. die Herrichtung einer Notunterkunft im Vereinshaus gering. Wird das Vereinshaus mit umgebaut  kommen Zusatzkosten hinzu, allerdings steigt auch die Kapazität der Kita. Wir schätzen die Kosten pro Kinderkarten-Gruppe auf 50.000 Euro bis 150.000 Euro - je nach Umsetzung. 

Laufende Kosten lassen sich über die Kita-Bedarfsplanung bzw. über eine angemessene Beteiligung von Kleingarten-Kita-Trägern finanzieren. Die laufenden Aufwendungen für den Betrieb in Form von Materialien, Ausstattungen der Räume etc. sind im Vergleich zu aufwendigeren Baulichkeiten unterproportional. Die laufenden Personalkosten sind die gleichen wie bei anderen Kita-Formen.

Gegenwind auf Politik und Verwaltung

Wenn Sie sich dafür interessieren, auf welche Widerstände so ein Projekt in Politik und Verwaltung stoßen kann. Dann finden Sie hier eine ausführliche Dokumentation.

Einhaltung der gesetzlichen Grundlagen

  • Der Kleingartenverein kann explizit Träger einer Kleingarten-Kita sein. Wie wir bereits ausgeführt haben untermauert diese Aktivität sogar die Gemeinnützigkeit. Elterninitiativen betreiben auch kleinere Kindergärten. Warum sollte ein Verein mit vorhandener Vorstandsstruktur dies nicht bewerkstelligen können? Voraussetzung ist die Anerkennung als Träger der freien Jugendhilfe. Das kann innerhalb des ursprünglichen Kleingartenvereins erfolgen - unsere Empfehlung - oder in einer separaten rechtlichen Hülle. Gleichwohl kann die Kleingarten-Kita auch durch Dritte betrieben werden. Dadurch fällt der Verein zwar auf Pachteinnahmen zurück und kann die Verzahnung zwischen Kita und Kleingartenanlage nicht selbst steuern, aber die Anforderungen an den Vorstand sinken. Hierfür kommen lokale erfahrene freie Träger der Jugendhilfe in Betracht, städtische Eigenbetriebe und größere deutschlandweit agierende Kita-Träger. Wichtig ist aus unserer Sicht ein ausführliches Vertragswerk, das sich an den Grundpfeilern unseres Konzeptes orientiert und Möglichkeiten des Ausgleichs von Interessen vorsieht. Kein leichtes Unterfangen. Deshalb schlagen wir als Träger von Kleingarten-Kitas pro Bundesland die Deutsche Schreberjugend vor. Ähnliche Strukturen hat die AWO oder die Kirche auch entwickelt. Fachreferent*innen beraten das Kita-Personal fachlich und die Verwaltung wird zentral organisiert. Damit sinkt der Anspruch an das Vertragswerk zwischen Kleingartenverein und Träger, weil die ideelle Grundlage stimmt und die handelnden Personen sich kennen. Über diese Struktur kann die Kleingarten-Kita als Konzept verfeinert werden, sich eine Bewegung etablieren und gerade im Zusammenspiel mit lokalen Verwaltungen und Landesbehörden sich eine neue Form der Kinderbetreuung zügig umsetzen lassen. Auch eine solche Dachgesellschaft muss als freier Träger der Jugendhilfe Anerkennung bei den Behörden finden. Einzelne Landesverbände der Schreberjugend haben diesen Status bereits.

  • Wenn ein Landesverband der Schreberjugend Träger der Kleingarten-Kita ist oder ein dritter unabhängiger Kita-Träger diese Aufgabe übernimmt, verpachtet der Kleingartenverein wie gewohnt die Parzelle. Auf der rechtlichen Ebene ist dieses Modell gängige Praxis. Kindergärten pachten einzelne Flächen für Ausflüge ihrer Gruppen oder nehmen die Parzelle als Startpunkt für Waldausflüge. Inhaltlich ist die Kleingarten-Kita anders umgesetzt. Keine Ausflüge, sondern eine gärtnerische Praxis und die Integration in den Sozialraum der Kleingarten-Anlage. Das berührt aber Fragen der Nutzungsänderung nicht. Selbst wenn die Gefahr einer Nutzungsänderung der Fläche bestünde, ist diese abzuwägen gegenüber Fragen des Bestandsschutzes oder im ländlichen Raum realer Gefahren der Aufgabe der Anlage mangels Nachfrage. Außerdem bleibt fraglich, warum das Thema Nutzungsänderung überhaupt einschlägig sein soll. Die Basisparzelle der Kleingarten-Kita besteht aus Lauben, Gewächshäusern und 50 Prozent Anbaufläche. Damit fällt die Flächennutzung vollständig in den Bereich der kleingärtnerischen Ordnung.

  • Städtebaulich ist die Kleingarten-Kita genehmigungsfähig und erfordert keinen Bebauungsplan. Eine Baugenehmigung könnte erforderlich sein. Vor Erteilung sind öffentliche Belange zu prüfen. Hier wird jeder Standort einzeln betrachtet. Gerade mit unserer Ausrichtung auf umweltpädagogische Inhalte und Selbstversorgung folgen wir explizit dem § 35 BauGB. Eine allgemeine Gefährdung öffentlicher Belange ist schon logisch nicht ableitbar, weil die Erschließung der Kleingarten-

    anlage für die bisherigen Mitglieder bereits gesichert war. Gleichwohl lassen sich einige Punkte vorausschauend abfedern. Grundsätzlich ist ein erhöhtes Verkehrsaufkommen bei 20 bis 50 Kindern zwar nicht ableitbar, aber ein modernes Verkehrskonzept mit extra ausgewiesenen Radwegen und Radparkplätzen, einer Haltebucht für Individualverkehr oder eine ÖPNV-Verbindung sind sicherlich von Vorteil für die Allgemeinheit - nicht nur für die Kinder und ihre Eltern. Um straßenbauliche Erweiterungen für Begegnungsverkehr zu vermeiden, sollten die Wege zur Kita gut beleuchtet werden, so dass Eltern und Kinder auf dem Fußweg nicht gefährdet werden. Daher sind Kindergärten in Kleingartenanlagen baurechtlich grundsätzlich zulässig. Im Regelfall liegen Kleingartenanlagen im Außenbereich. In diesem Fall ergibt sich eine Genehmigungsfähigkeit aus § 35 Abs. 2 BauGB, weil eine Beeinträchtigung öffentlicher Belange nach § 35 Abs. 3 BauGB nicht gegeben ist. § 25 Abs. 4 BauGB regelt sogar die Möglichkeit das Vereinsheim umzubauen, zu sanieren oder gegebenenfalls komplett neu zu errichten. Den Umbau oder Neubau von Lauben regelt die Schrebergartenordnung. 

  • Die Kleingarten-Kita trägt zusätzlich zu einer Verbesserung des Bestandsschutzes bei. Zum einen hilft sie die Bausubstanz zu erhalten. Es ist für sie kein einziger Neubau notwendig. Nötige Erhaltungsinvestitionen in Vereinsheime, Zaunanlagen oder Spielplätze sind vielerorts ohnehin überfällig. Das Einbringen der Kleingarten-Kita beschleunigt diesen Prozess der Instandhaltung. Das betrifft besonders den ländlichen Raum, wo viele Kleingarten-Anlagen unterausgelastet sind, weswegen Investitionen seitens der Kommunen so gut wie ausgeschlossen sind. Im urbanen Raum wird der Siedlungsdruck in Ballungsräumen immer größer. Kommunalpolitiker*innen müssen gute Gründe haben, um an dem Erhalt von Kleingartenanlagen festzuhalten. Hierbei ist eine gemeinnützige, nachhaltige, auf kleingärtnerischen Prinzipien beruhende Kinderbetreuung ein sehr guter Grund den Bestand zu sichern. 

Betriebswirtschaftlich tragfähig

Die Kleingarten-Kita ist aus unserer Sicht primär eine ideell wichtige umweltpädagogische Alternative, die gestärkt werden muss, um möglichst viele unserer Kinder naturnah betreuen zu können. Sie ist gesamtgesellschaftlich sehr überzeugend, weil Investitionen in bestehende Anlagen fließen, die der Allgemeinheit offenstehen. Gleichwohl muss sie im laufenden Betrieb tragfähig sein. Das ist aus unserer Sicht ebenfalls der Fall.

Fachpersonal
Für die fachliche Betreuung in der Kleingarten-Kita braucht es Personal, das eine Affinität zu nachhaltiger Entwicklung mitbringt. Eine spezielle Ausbildung als Gärtner*innen ist jedoch nicht erforderlich, da die Kleingärtner*innen in den Anlagen genügend Wissen mitbringen. Zudem halten die Vereine und Verbände spezielle Fachberater*innen vor, die das nötige gärtnerische Wissen auch vermitteln können. Neben speziell ausgebildeten Fachkräften für die mögliche Krippe und den Kleingarten-Hort, wird aber eine Fachkraft benötigt, die mit den Kindern gemeinsam den Anbau, die Ernte, die Verpflegung und die Kompostierung umsetzt. Dies kann eine pädagogische Fachkraft mit Affinität zum Garteln oder eine Hauswirtschaftskraft mit pädagogischer Zusatzausbildung sein.  

Die Kinderanzahl pro Kita variiert zwischen 15 und 75 Kindern, je nach Größe der Kleingartenanlage. Das sind relativ kleine Einheiten. Die reguläre Fachkraft-Quote bzw. der geltende Betreuungsschlüssel, der in den jeweiligen Richtlinien der Länder geregelt ist, wird in der Kleingarten-Kita erfüllt. Die Normen für Waldkindergärten oder klassische Kitas sind einschlägig. 

Laien- und Randzeitenbetreuung
Darüber hinaus bietet die Kleingarten-Szene den Vorteil Laien-Personal in den Tagesablauf einzubinden. Dies führt zu einer Entlastung des Fachpersonals. Die weiter oben bereits erwähnten Gemeinschaftsstunden der Kleingärtner*innen können für die Koordination von Ausflügen oder Randzeiten-Betreuung genutzt werden - immer unter Anleitung der dafür nötigen Anzahl Fachkräfte.

Auch die örtliche Nähe von Eltern, die Parzellen in der Kleingartenanlage nutzen hat immense Vorteile im Einbezug in die Kita-Organisation. Das kann bestenfalls in Teilzeit-Beschäftigungen münden. Dazu kommen vergleichsweise geringe Kosten für den Einkauf von Nahrungsmitteln, da Selbstversorgung ein gewichtige Rolle im Konzept spielt.